Halloween ist eine der ältesten Traditionen der Welt, da sie ein grundlegendes Element der Menschlichkeit berührt: die Beziehung zwischen den Lebenden und den Toten. Die Praxis des Fests entwickelte sich aus antiken Ritualen, die den Übergang vom Sommer zum Winter markierten und dadurch mit Veränderung assoziiert wurden. Noch heute ist dies ein zentrales Thema des Feiertages.
Jede Zivilisation, deren Aufzeichnungen sich erhalten haben, besaß irgendeine Art von ritualisiertem Vorgehen, das sich darauf konzentrierte, was mit Menschen passierte, nachdem sie sterben. Wohin sie nach dem Tod gehen, wie die Lebenden sie am besten ehren können und wie man mit den Toten umgehen sollte, die nicht Willens oder in der Lage dazu sind, weiterzugehen. In Ländern auf der ganzen Welt wird heutzutage Halloween in der einen oder anderen Art und Weise gefeiert, von Mexikos Tag der Toten bis hin zu Chinas Qingming-Fest. Die heutige Ausführung von Halloween in Ländern wie den USA und Kanada – in denen diese Tradition am beliebtesten ist – ist, wenn auch in einer modernen, weiterentwickelten Form, eine Spielart der antiken Traditionen und kann in ihren Spuren bis auf das keltische Fest Samhain zurückverfolgt werden.
Im Laufe der Jahre versuchten christliche Gruppierungen immer wieder, das Ritual zu dämonisieren oder unter der Tisch zu kehren. Teilweise geschah dies durch die fälschliche Behauptung, dass Sam Hain der keltische Gott des Todes und Halloween sein Festessen gewesen sei. Dieser Fehler entstammt der Feder des britischen Ingenieurs Charles Vallancey, der im 18. Jahrhundert mit nur geringem Sachverstand der keltischen Kultur und Sprache über Samhain schrieb und seitdem eins zu eins wiederholt wird. Tatsächlich war es jedoch die Kirche selbst, die die Tradition von Samhain durch die Christianisierung im 9. Jahrhundert im Westen bewahrte und dadurch diese nordeuropäische heidnische Tradition zum beliebtesten säkularen – und kommerziell äußerst erfolgreichen – Fest des Jahres machte, das nur hinter Weihnachten zurückbleibt.
Samhain
Die Traditionen von Halloween datieren Tausende von Jahren zurück auf das Fest Samhain (ausgesprochen „Sau-wuen“ oder „Sau-en“), das keltische Neujahrsfest. Der Name bedeutet so viel wie „Ende des Sommers“; das Fest markierte das Ende der Erntesaison und den Beginn des Winters. Die Kelten glaubten, dass zu dieser Zeit der Schleier zwischen den Welten der Lebenden und der Toten am dünnsten sei und die Verstorbenen zurückkehren und dort wandeln konnten, wo sie vor ihrem Tod gelebt hatten. Genauer glaubten sie, dass diejenigen, die im letzten Jahr gestorben und aus irgendeinem Grund noch nicht weitergegangen waren, an diesem Zeitpunkt den Schleier überschritten und sich von den Lebenden verabschiedeten.
Von den antiken Ritualen Samhains ist aufgrund der Christianisierung durch die Kirche nur sehr wenig bekannt – wie es mit vielen heidnischen Festen der Fall ist – und die verfügbaren Informationen kommen von irischen Mönchen, die die vorchristliche Geschichte ihres Volkes aufzeichneten und von anderen christlichen Schreibern, die die heidnischen Rituale kleinredeten. Es scheint jedoch, dass die Durchführung des Rituals das Aufstocken von Wintervorräten, das Schlachten des Viehs und die Entsorgung der Knochen in sog. Knochenfeuern (eng. bone fires) beinhaltete, die im Laufe der Zeit als Lagerfeuer (eng. bonfires) bekannt wurden. Diese Rituale begleitend gab es Versammlungen der Gemeinden zum gemeinsamen Essen und Trinken; allerdings waren sich alle dieser „dünnen Zeit“ des Jahres und der Möglichkeit von Beuschern aus einer anderen Welt bewusst.
Die verstorbene Geliebten wurden mit einem Festmahl erwartet und willkommen geheißen. Die Praxis des Zubereitens von Nahrung für die Toten könnte bereits seit 2000 Jahren bestehen, obwohl dies nicht genau geklärt ist. Neben den Verwandten konnten auch andere Wesen erscheinen, die nicht unbedingt immer einer menschlichen Form entstammten: Elfen, Feen, Kobolde, dunkle Energien und andere Angehörioge der übernatürlichen Welt konnten genau so gut einen Besuch abstatten wie diejenigen, die man ein letztes Mal sehen wollte.
Die Chance war sogar sehr hoch, dass der Geist einer Person, der man zu Lebzeiten etwas Schlechtes angetan hatte, selbst zum Besucher wurde und einen heimsuchte. Um die Geister zu täuschen, schwärzten die Menschen ihre Gesichter mit der Asche der Lagerfeuer (Eine Praxis, die später als Verkleiden bekannt wurde). Daraus entwickelte sich die spätere Benutzung von Masken. Eine lebende Person sollte so die verstorbenen Gelibeten erkennen und konnte sich ihnen zu erkennen geben ohne ungewollt Aufmerksamkeit von dunkleren Mächten auf sich zu ziehen.
Der Abend vor Allerheiligen
Wie lange es diese Rituale bereits im Rahmen von Samhain gab ist unbekannt, allerdings gab es sie wohl bereits in der einen oder anderen Form als das Christentum im 5. Jahrhundert nach Irland kam. Der Hill of Ward war die Stelle, an der im Bezirk Meath am oder um den 31. Oktober herum eines der Lagerfeuer entzündet wurde. Sobald dieses Signal von dem weitaus bedeutenderen Feuer auf dem Hill of Tara, einer neusteinzeitlichen Stätte gegenüber, beantwortet wurde, signalisierte dies den Beginn der Festlichkeiten von Samhain. Archäologen der Universität Dublin haben das ausgehobene Erdreich auf das Jahr 200 n. Chr. datiert, allerdings ist dies nur die letzte Schicht einer Stätte, die seit über 2000 Jahren für zeremonielle Feuer benutzt wurde.
Der Hügel ist nach der Druidin Tlachtga benannt, der Tochter des mächtigen Druiden Mug Ruith der durch die Welt reiste um sein Handwerk zu erlernen. Sie wurde von den drei Söhnen des Simon Magus vergewaltigt, der für sein Aufeinandertreffen mit Petrus in der Apostelgeschichte des Lukas 8, 9–24 berüchtigt war, gebar Drillinge auf ebendiesem Hügel und starb danach dort. Die Einbeziehung eines biblischen Bösewichts in ihrer Geschichte platziert die Legende offensichtlich in der christlichen Zeit und gleicht Tlachtga insofern mit Petrus an, als sie sich den Gegenspieler teilen. Gelehrte glauben, dass die Gesichte von Tlachtga, wie viele andere keltische Legenden, christianisiert wurde nachdem Patrick von Irland auf die Insel kam und dass die Vergewaltigung durch die Söhne von Simon Magus einer bereits bestehenden Geschichte hinzugefügt wurde.
Die Christianisierung heidnischer Symbole, Tempel, Feste, Legenden und religiöser Ikonographie ist weithin anerkannt und lässt sich auf Samhain, wie auf viele andere Feste, anwenden. Papst Bonifatius IV. hatte den 13. Mai im 7. Jahrhundert als Allerheiligen festgelegt, ein Tag um die Heiligen ohne eigenen Ehrentag zu feiern, als er das Pantheon in Rom der heiligen Maria und allen christlichen Märtyrern zu Ehren weihte. Im 8. Jahrhundert setzte jedoch Papst Gregor III. den 1. November als den Tag des Festes fest. Die Motivation hinter dieser Umdatierung bleibt weiterhin umstritten: Manche Gelehrten behaupten, dies sei absichtlich geschehen um Samhain durch die Abänderung zu Allerheiligen zu christianisieren. Dies ist höchstwahrscheinlich die richtige Annahme, da eine solche Aktion dem christlichen Paradigma des Tilgens aller heidnischen Bräuche folgte, um der Bevölkerung den Prozess der Konvertierung zu erleichtern.
Vor der Christianisierung war der 13. Mai der letzte Tag des römischen Lemuria-Festes, das der Besänftigung der wütenden oder ruhelosen Toten gewidmet war und am 9., 11. und 13. Mai gefeiert wurde. Dieses Fest entwickelte sich aus zwei Festen, die früher im Jahr gehalten worden waren: Den Parentalia, das die Geister der Vorfahren ehrte (13. bis 21. Februar) und den Feralia, das die Geister der verstorbenen Geliebten ehrte (21. Februar). An den Feralia waren die Lebenden dazu verpflichtet, sich an die Toten zu erinnern, deren Gräber zu besuchen und ihnen Geschenke in Form von Getreide, Salz, in Wein eingeweichtem Brot und Kränzen sowie Veilchenblüten zu hinterlassen.
Andere Einflüsse auf die Entwicklung
Wie es den Parentalia, den Feralia, den Lemuria und vielen anderen Festen erging, so erging es auch Samhain. Früher wurde Samhain mit den Menschen in Verbindung gebracht, die bereits gestorben waren, mit der Erde und dem Wechsel der Jahre; dieser Wandel wurde durch Feste und und gemeinschaftliche Aktivitäten verdeutlicht. Nachdem das Fest christianisiert worden war, wurde Allerheiligen eine Nacht der Mahnwache, des Gebets und des Fastens in Vorbereitung auf den nächsten Tag, an dem die Heiligen in einer nun weitaus zahmeren Feier geehrt wurden.
Die alten Gepflogenheiten waren jedoch nicht ausgestorben und Lagerfeuer wurden noch immer entzündet – jetzt zu Ehren der christlichen Helden – und der Jahreswechsel konnte noch immer beobachtet werden, nun jedoch zu Ehren Christi. Viele der Rituale, die diese neue Art des Festes begleiteten sind uns heute nicht mehr bekannt, im 16. Jahrhundert war jedoch die Praxis des Soulings ein wichtiger Bestandteil geworden. Die Armen des Ortes oder der Stadt gingen von Tür zu Tür und baten um einen sog. Seelenkuchen (eng. soul-cake oder soul-mass-cake) im Gegenzug für ihre Gebete.
Man geht davon aus, dass diese Praxis durch den Glauben an das Fegefeuer eingeführt wurde, der beinhaltete, dass eine Seele nach dem Tod des Körpers in ewiger Qual im Fegefeuer schmoren müsse außer sie würde durch Gebete, und oftmals Geldzahlungen an die Kirche, erlöst. Nach der Reformation wurde das Souling in Britannien fortgeführt, allerdings boten die Jungen und Armen nun an, für die Bewohner des Hauses und deren Geliebte zu beten statt für die Seelen im Fegefeuer. Bei den Katholiken wurde die ältere Form des Soulings weiter fortgeführt.
Im 17. Jahrhundert fügte der Tag der Pulververschwörung eine neue Komponente zur Entwicklung von Halloween hinzu. Am 5. November 1605 versucht eine Gruppe abtrünniger Katholiken den evangelischen König James I. von Britannien im Rahmen der Pulververschwörung zu ermorden. Der Versuch ging schief und ein Mitglied der Gruppe, Guy Fawkes, wurde mit dem Sprengstoff unterhalb des House of Lords, dem Oberhaus des britsichen Parlaments, erwischt. Obwohl es noch weitere Mitverschwörer gegeben hatte, wird hauptsächlich sein Name mit der Verschwörung in Verbindung gebracht.
Der Tag der Pulververschwörung wurde von den Protestanten Britanniens als ein Sieg über das Papsttum gefeiert und der 5. November wurde ein Anlass für antikatholische Predigten und Vandalismus an katholischen Häusern und Geschäften, obwohl die Regierung offiziell behauptete, es war eine Feier für die Vorsehung, durch die der König verschont worden war. In dieser Nacht wurden Lagerfeuer entzündet und die Bildnisse unbeliebter Personen – oftmals des Papstes – aufgehängt, während die Menschen aßen, tranken und Feuerwerke zündeten. Kinder und Arme gingen von Haus zu Haus, oft trugen sie dabei Masken, und schoben ein Abbild von Guy Fawkes in einer Schubkarre vor sich her während sie nach Geld oder Süßigkeiten bettelten. Verweigerte man ihnen die Gaben, so bestand die Gefahr, Vandalismus anheimzufallen.
Die Ankunft in Nordamerika
Als die Briten nach Nordamerika kamen, brachten sie diese Traditionen mit sich. Die Puritaner von Neuengland, die sich weigerten, Feiertage zu begehen, die mit heidnischen Glauben in Verbindung gebracht werden könnten – darunter Weihnachten und Ostern – feierten weiterhin den Tag der Pulververschwörung am 5. November als eine Erinnerung an ihre moralische Überlegenheit gegenüber den Katholiken. Guy Fawkes wurde bis zur Amerikanischen Revolution von 1775 bis 1783 weiterhin verehrt.
Weniger als ein Jahrhundert später, während der Umsiedlung der Iren in den Jahren 1845–1849 zu Zeiten der Großen Hungersnot, kamen die Rituale von Samhain in den Vereinigten Staaten an. Die Iren, größtenteils katholisch, feierten weiterhin Allerheiligen und die Nacht davor, zusammen mit der Praxis des Soulings, jedoch waren diese Feste bereits durch völkische Traditionen wie Kürbislaternen erweitert worden.
Weitere Entwicklungen
Die Kürbislaterne wird mit dem irischen Volksmärchen des Geizigen Jacks in Verbindung gebracht, einem cleveren Trunkenbold und Betrüger, der den Teufel so täuschte, dass dieser ihn aus der Hölle verbannte; aufgrund seines sündhaften Lebens konnte er allerdings nicht in den Himmel auffahren. Nach seinem Tod streifte er mit einer kleinen Rübenlaterne mit Höllenglut im Inneren durch die Welt, mit der er seinen Weg beleuchtete. Die Gelehrten glauben, dass sich diese Legende aus Beobachtungen von Irrlichtern, also Sumpfgasen, die nachts leuchteten, entwickelt hatte. Am Abend vor Allerheiligen höhlten die Iren Rüben aus, schnitzten ihnen Gesichter und stellten Kerzen in ihr Inneres, sodass sie beim Souling in der Nacht, in der der Schleier zwischen Leben und Tod am dünnsten war, vor Geistern wie dem Geizigen Jack geschützt waren.
Die Grundlagen für Halloween waren nun geschaffen: Die Leute gingen von Haus zu Haus und baten um Süßigkeiten in Form der Seelenkuchen, während sie Kürbislaternen trugen. Kurz nach ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten tauschten die Iren die Rübe gegen den Kürbis da sich dieser sehr viel leichter bearbeiten ließ. Der Tag der Pulververschwörung wurde in den Vereinigten Staaten nicht mehr gefeiert; einige seiner Aspekte jedoch, besonders der des Vandalismus, hafteten sich an die katholischen Feiertage im Oktober. Allerdings wurde nun nicht mehr nach Konfession unterschieden: Am 31. Oktober konnte jedermanns Heim oder Geschäft zum Opfer des Vandalismus werden.
In dem Ort Hiawatha im Bundesstaat Kansas in den USA hatte eine Frau namens Elizabeth Krebs am Morgen nach Halloween im Jahr 1912 genug davon, dass ihr Garten – und der ganze Rest des Ortes – einmal im Jahr von maskentragenden, umherziehenden Kindern zerstört wurde und organisierte, zunächst aus eigenen Mitteln, im Jahr 1913 eine Party für die jungen Leute. Sie hoffte, dass diese sich auf der Feier verausgaben würden und anschließend keine Energie mehr für die Zerstörung übrig sei.
Sie hatte die Entschlossenheit der Jugend jedoch unterschätzt und die Gemeinde wurde wie üblich ein Opfer der Randalierer. Im Jahr 1914 bezog sie den ganzen Ort mit in die Planung ein: Sie organisierte eine Band, veranstaltete einen Kostümwettbewerb und organisierte einen Umzug durch die Straßen. Ihr Plan funktionierte: Menschen aller Altersgruppen genossen ein festliches statt eines zerstörerischen Halloweens. Die Nachricht ihres Erfolges wurde außerhalb von Kansas in anderen Ortschaften und Städten bekannt, die es ihr nachmachten und Halloweenfeiern mit Kostümwettbewerben, Umzügen, Musik, Essen, Tanz und Süßigkeiten organisierten, die von fürchterlichen Dekorationen wie Geistern und Kobolden begleitet wurden.
Obwohl Frau Krebs manchmal als „Mutter des modernen Halloween“ bezeichnet wird, stimmt das nicht ganz: Sie war nicht für die Einführung des Tür-zu-Tür-Gehens und des Erbittens von Süßigkeiten verwantwortlich. Diese Praxis war zu dem Zeitpunkt ihrer ersten Halloweenfeier bereits einige Jahrhunderte alt. Dennoch beeinflusste die ursprüngliche Vision von Frau Krebs definitiv die Art, wie Menschen in Amerika heute Halloween feiern und der Halloweenspaß von Hiawatha wird weiterhin jährlich auf ähnlichen Festen fortgeführt.
Die Feier als eine Ablenkung von der Zerstörungswut setzte sich jedoch nicht im ganzen Land durch und bis in die 1920er war die „Nacht des Unfugs“ ein ernsthaftes Problem in den USA und Kanada. Wie genau sich die Zerstörung von Eigentum am Abend des 31. Oktobers zu der Praxis des Tür-zu-Tür-Gehens und ebendieses Eigentum im Austausch für Süßigkeiten in Ruhe zu lassen wandelte, ist unklar. Allerdings war es im Jahr 1927 in Kanada bereits etabliert, wie man in einem Zeitungsartikel aus Blackie in der Provinz Alberta lesen kann, der von Kindern handelt, die so durch die Nachbarschaft wanderten. Dies war die erste bekannte Erscheinung des Ausdrucks „Süßes oder Saures“ in Druck. Die Kinder erhielten Süßigkeiten und der Hauseigentümer wurde in Frieden gelassen.
Diese Tradition wurde in Nordamerika in den 1930er Jahren fortgesetzt, wurde aufgrund der Rationierung von Zucker während des Zweiten Weltkriegs ausgesetzt und kam nach Ende des Krieges wieder auf. Die heute bekannte Tradition stammt aus den 1950er Jahren und wurde seit damals immer beliebter in anderen Ländern, während die Grundlagen weitestgehend gleich blieben. Heute wird Halloween nicht mit einer bestimmten Religion oder Tradition in Verbindung gebracht und wird allgemein als ein Feiertag der Gemeinde angesehen, der sich hauptsächlich an ein jüngeres Publikum richtet. Jedes Jahr ist das Fest ein Segen sowohl für Süßwaren- und Dekorationsgeschäfte, als auch für die Unterhaltungsindustrie, die Filme, Sondersendungen im Fernsehen und Bücher mit übernatürlichen Themen anbieten.
Zentrales Thema
Viele Neuheiden und Wiccaner der heutigen Zeit feiern den Tag jedoch noch immer den antiken Traditionen so getreu wie möglich. Das zentrale Thema Samhains war der Wandel: Das Jahr wandelte sich von hellen Tagen in dunkle, die Toten überschritten die Grenze zwischen ihrem und dem Land der Lebenden, übernatürliche Wesen traten als Menschen auf, Tiere wurden geschlachtet und zu Nahrung verarbeitet, Getreide, Früchte und Obst wurden in ähnlicher Art und Weise für das Winterlager aufgestockt und Holz und Knochen verwandelten sich in Lagerfeuern in Rauch.
Der Wandel ist heute noch das zentrale Thema von Halloween: Maske und Kostüm verwandeln ihren Träger aus seinem Alltagsleben hinaus in eine andere Person. Eine Nacht lang wird man zu Darth Vader, einem Zombie oder dem Großen Kürbis. Die beliebtesten und bekanntesten Kostüme selbst thematisieren die Verwandlung: Ein Werwolf ist ein Mensch, der sich in ein Tier verwandelt; der Vampir kann sich in Rauch oder eine Fledermaus verwandeln und Geister waren einst Menschen.
Im vorchirstlichen Irland wurde die Göttin Morrigan (dt. Große Königin oder Geisterkönigin), die Göttin des Krieges und Schicksals, die ihr Volk, die Tuatha de Danaan (dt. Volk der Danu), im Kampf gegen die Fomorier in die Freiheit führte, am engsten mit Samhain in Verbindung gebracht. Morrigan ist in jeder ihrer Geschichten eine wandelbare Figur und in der Geschichte von der Cath Maige Tuired (dt. Schlacht von Mag Tuired) ändert sie das Schicksal ihres Volkes, indem sie sie zu ihren eigenen Herren macht, statt sie unter dem Einfluss anderer Kräfte zu lassen.
Eine Verwandlung war oft furchterregend, konnte jedoch auch inspirierend sein. Die Figur des Werwolfs entwickelte sich aus der Angst vor Tierangriffen und der Vampir möglicherweise aus der Angst vor den wütenden Toten, die zurückkehrten um die Lebenden zu quälen. In diesen Fällen, wie auch in vielen anderen, war es den Menschen möglich, die Monster zu töten, sodass ihre Legenden nun die Menschen dazu befähigten, ihre eigenen Stärken in den gefährlichsten Situationen zu erkennen.
Die Halloweenmasken und die heutigen Traditionen beschäftigen sich noch immer mit diesen Themen und stehen in Verbindung mit den grundlegensten Aspekten der menschlichen Existenz und den antiken Traditionen Samhains. Die Kostüme, die die Menschen tragen, repräsentieren zur gleichen Zeit Angst und Hoffnung, genau wie die Menschen vor Jahrhunderten ihre Masken trugen, um unwillkommene Geister abzuschrecken, während sie sich auf eine Wiedervereinigung mit ihren Geliebten freuten.
Viele dieser Kostüme stehen für die Angst vor dem Tod und dem Unbekannten, welche, zumindest für diese eine Nacht, überwunden wird und man wird zu dem, was man normalerweise fürchtet. Diese Verwandlung neutralisiert dann ebendiese Ängste. Am grundlegensten kann man Halloween als einen Triumph der Hoffnung über die Angst sehen, was höchstwahrscheinlich auch das ist, was sich die antiken Kelten vor Tausenden Jahren an Samhain dabei dachten.