Caesarea Maritima, eine antike Metropole im heutigen Israel, war eine bemerkenswerte Errungenschaft der Ingenieurskunst. Während er Roms militärische und kommerzielle Präsenz im östlichen Mittelmeer gegen Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. erweiterte, errichtete Herodes der Große (Regierungszeit von 37–4 v. Chr.) eine ganze Stadt mit einem Tempel, Palästen, einem Amphitheater, einem Theater, gepflasterten Straßen, funktionierender Wasserversorgung und einem kolossalen Hafen.
Der Ost-West-Plan der Stadt
Auf den Ruinen eines phönizischen Ortes namens Stratons Turm erbaut, arbeiteten die Stadt Caesarea Maritima und ihr Hafen zusammen, um Roms wirtschaftliche und militärische Präsenz in der Region zu erweitern. Durch seinen Platz zwischen dem Hafen und der Stadt sollte der Tempel ebenfalls in alle Aktivitäten miteinbezogen werden. Da der Hafen der Ort war, an dem Güter ankamen und verschifft wurden und die Stadt das administrative Zentrum jeglicher politischen und wirtschaftlichen Aktivität, symbolisierte der Tempel – in dem die heiligen Abbilder Julius Caesars als Gott und Junos als Schutzgöttin Roms aufbewahrt wurden – den Segen und Schutz, der auf dem Hafen und der Stadt lag. Kenneth Holum stellt fest, dass „die Opferfestlichkeiten, die am Tempel abgehalten wurden, unabdingbare urbane Momente waren“ (57). Herodes und seine Stadtplaner hatten den Vorteil, von vorne beginnen zu können. Also erstellten sie den Ost-West-Plan der Stadt um den Tempel herum, beginnend mit dem Hafen im Westen am Fuße des Tempels, dann mit der angrenzenden Stadt im Osten des Tempels.
Der Tempel
Die Bedeutung des Tempels für die Stadt wurde zweifellos nicht nur durch seine Lage, sondern auch durch seine Größe widergespiegelt. Flavius Josephus erwähnt, dass er „aus großer Entfernung“ gesehen werden konnte und dass „seine Größe immens war“ (Jüdische Altertümer, 15.9.6). Möglicherweise türmte er sich 30 Meter hoch auf, von den Basen seiner Säulen bis zur Spitze des Giebels. Außerdem maß er in seiner Grundfläche 29 auf 46 Meter; zum Vergleich maß der griechische Tempel des Apollon in Korinth 21 auf 53 Meter und der größte Tempel in Rom, der des Jupiters, 53 auf 62 Meter.
Wie der Hafen aufgrund hydrodynamischer Ursachen um etwa 30 Grad vom Rest des Stadtplans nach Norden verdreht wurde, so wurde diese Abweichung auch am Tempelbau durchgeführt. Im Verhältnis zu dieser Abweichung zeigt Ehud Netzer, dass der Tempel mit seinem umlaufenden Säulengang auf einer ausgedehnten Platte von 100 auf 90 Meter, mit einer bogenförmigen Ausarbeitung auf der östlichen Seite, steht. Dieser Bogen war eine durchdachte Erfindung, um den Aufprall der Winkel abzuschwächen, der daraus entstanden war, dass der Tempel von den Straßen der Stadt in einem Winkel nach Norden abstand. Dazu liefen noch Flügel mit Säulengängen direkt im Norden und Süden des Tempel zu Treppen am Rand der Plattform, die auf die Straßenebene führten.
Der Hafen
Dass der Tempel beim Bau auf den Haufen ausgerichtet wurde, unterstreicht seine beabsichtigte Bedeutung für den Hafen. Für alle Ankömmlinge schaffte diese Ausrichtung eine Komplettansicht des Tempels, während dieser die Schiffsaktivitäten und den Güterverkehr überwachte. Da der Tempel so an die Seite von Stadt und Hafen trat, war es eine überzeugende Aussage, dass alles, was in seinem Umfeld geschah, von den Göttern gesegnet war.
Der Hafen selbst war künstlich angelegt worden, ohne natürliche Bucht oder Landzunge, auf der man bauen konnte. Mithilfe von einer Mischung aus Hydraulikzement und riesigen Steinblöcken – manche wogen bis zu 50 Tonnen – baute man den Hafen des Herodes wie eine Festung ins Meer. Die kreisrund angelegten Wellenbrecher, die einen Überbau mit über 9 Meter hohen Mauern und über 18 Metern hohen Türmen stützten, beinhalteteten beinahe 50 Hektar Wasserfläche. Im Vergleich dazu beinhaltete der mittelgroße Hafen von Leptis Magna, der vom römischen Kaiser Septimius Severus (Herrschaft von 193–211 n. Chr.) am Ende des 2. nachchristlichen Jahrhunderts angelegt worden war, nur 25 Hektar. Demnach scheint der Hafen von Caesarea Maritima auf die Verschiffung von riesigen Mengen an Waren ausgelegt gewesen zu sein.
Schiffe aller Größen und Arten legten hier an, die größten davon die römischen Getreideschiffe. Die Isis, die aus Alexandria segelte, hatte, laut Lucian, eine Länge von 55 Metern und eine Balkenbreite von 14 Metern. Das Wrack eines Handelsschiffes aus dem späten 1. Jahrhundert v. Chr. oder frühen 1. Jahrhundert n. Chr., das 1983 nicht weit entfernt vom ursprünglichen Hafen gefunden wurde, war 40 Meter lang und hatte eine Balkenbreite von 12 Metern. Die am häufigsten vorkommenden Schiffe waren jedoch 100 bis 300 Tonnen Galeeren mit einer Länge zwischen 6 und 18 Metern und einer Balkenbreite zwischen 3 und 6 Metern.
Bei Tag und bei Nacht war ein Leuchtturm der Orientierungspunkt für die Navigatoren. Bei der Einfahrt in den Hafen wurden die Segel eingeholt und man verließ sich auf seine Ruder, um zu navigieren. Je nach Wind und Wetter konnte ein System aus Seilen und Schleppern Schiffen nach der Einfahrt helfen. Ein Hafenlotse stellte sicher, dass die Schiffe zu den richtigen Liegeplätzen geschickt, notfalls geschleppt, und angemessen am Anleger vertäut wurden. Für das Be- und Entladen an den Kais wurden Arbeiter, Wagen und Kräne benötigt, deren Aktivitäten von einem Hafenmeister überwacht wurden. Dieser war auch für das Einsammeln der wichtigen Hafengebühren und Pflichtabgaben verantwortlich.
Von der Küste zur Stadt
Was den Verkehr zwischen der Stadt und dem Hafen angeht, berichtet Flavius Josephus von Straßen, die von der Stadt zum südlichen und zum nördlichen Arm des Hafendamms führten: „Nun gab es fortführende Gebäude angeschlossen an den Hafen, die selbst aus weißem Stein waren, und zu diesem Hafen führten die engen Straßen der Stadt und waren alle in gleichem Abstand voneinander gebaut“ (Geschichte des jüdischen Krieges, 1.21.7). Die „fortführenden Gebäude angeschlossen an den Hafen“ lassen auf eine Erweiterung des befestigten Mauersystems des Hafens zur Stadt schließen.
Was von der ursprünglichen Herodischen Mauer bekannt ist, lässt darauf schließen, dass sie die Stadt umkreiste und an der Küste im Norden und Süden, in einigem Abstand zum Hafen, endete. Wenn man nun von einem allumrundenden Schutzwall ausgeht, muss die befestigte Mauer des Hafens an den Küsten um 90 Grad abgeknickt gewesen und dem Küstenverlauf gefolgt sein, um sich mit der Stadtmauer zu vereinen.
Zusätzlich zu den den mit dem Hafen verbundenen Straßen, die als Durchgangsstraßen dienten, um den Transport von Waren zu beschleunigen, spricht Flavius Josephus von unterirdischen Lagerräumen die, wie die Straßen, „in gleichmäßigen Abständen vom Hafen“ (Jüdische Altertümer, 15.9.6) lagen. Dies bedeutet, dass sie aus ladetechnischen Gründen an oder in der Nähe von Kreuzungen gelegen haben müssen. Seit 1971 wurden solche Lagerräume gefunden, die sich in das Straßennetz einfügen lassen und die, laut Robert Bull, „einen riesigen Warenhaus Komplex und eine Verladeanlage darstellen“ (35-36). Da die Anlegestellen im Hafen innerhalb ihrer eigenen Schutzmauern lagen und direkt mit den Straßen der Stadt und ihren unterirdischen Lagerräumen verbunden waren, wurde ein nahtloses Transportsystem zwischen der Stadt und dem Hafen hergestellt.
Die Stadt
Vier Straßen führten von Norden nach Süden, die sog. cardines, und zwölf Straßen führten von Ost nach West, die sog. decumani. Die Ost/West Straßen führten zum Hafen. Die vier Durchgangsstraßen, die in Nord-Süd-Richtung verliefen, waren die Arterien der Stadt, durch die Güter aus der Region hineingebracht wurden und die dann die engeren Ost/West-Straßen schnitten, um den Güterverkehr zum und vom Hafen zu regulieren. Die Hauptdurchgangsstraße, der Cardo Maximus, war jedoch unvermeidbar, wenn man in der Stadt ein Ziel erreichen wollte. Diese Straße war 16 Meter breit und fast 1,6 km lang. Sie wurde von Mosaiken eingerahmt und von 700 Säulen des korinthischen Typs begleitet, die auch den Tempel schmückten.
Die Gelehrten neigen dazu, die vermuteten öffentlichen Gebäude und die Agora in die Nähe zu verlegen, östlich des Tempels. Josephus beschreibt ebenfalls die Pracht des Ortes und schreibt, dass die Gebäude aus „weißem Stein“ gebaut worden waren und dass Herodes „[die Stadt] mit verschiedenen prächtigen Palästen schmückte“ (Geschichte des jüdischen Krieges, 1.21.5-6; Jüdische Altertümer, 15.9.6). In der Geschichte des jüdischen Krieges, 1.21.8, erwähnt Josephus auch ein Theater und ein Amphitheater. Das römische Theater, mit seinem Ausblick auf das Meer, wird noch heute genutzt. Ungefähr ein Kilometer südlich des Hafens beherbergt es ein Publikum von etwa 4000 Menschen.
Im nordwestlichen Bereich der Stadt, möglicherweise mit einer größeren Anziehungskraft zur damaligen Zeit und einem größeren Fassungsvermögen, lag das Amphitheater. Da Caesarea ein Zentrum für Sportveranstaltungen der mediterranen Welt war, wies Herodes dem Amphitheater Spiele zu, die alle 5 Jahre stattfinden sollten und wahrscheinlich verschiedene Sportarten, darunter Ringen, Boxen und Athletik enthielten. Zusätzlich gab es noch das Hippodrom aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr., das eine der zentralen Strukturen der Stadt war. Östlich des Hafens gelegen war es als Ausrichtungsort des beliebtesten Sports der Antike, dem Wagenrennen, in seinen Ausmaßen riesig. Mit einer ungefähren Länge von 457 Metern und einer Breite von 76 Metern fasste es 38000 Menschen.
Von den „prächtigen Palästen“ der Stadt war der des Herodes selbst wohl der größte und prächtigste, möglicherweise als Spiegelung der Größe seiner Person. Rechteckig in Ost/West-Richtung angelegt, lag diese herrliche Struktur 457 Meter südlich des Hafens auf einem einsamen Vorgebirge im Meer. Der Palast bot ausgedehnte Aussichten auf den Sonnenuntergang im Westen und bei stürmischer See, was oft vorkam, müssen enorme Wellen lautstark gegen die Felsen unterhalb geschlagen sein. Der Palast war aus zwei Ebenen erbaut, dem oberen und dem unteren Palast, wobei die untere Ebene eine Größe von 80 x 55 Meter hatte. Sie lag dem Meer am nächsten und ihre halbrunde, mit Säulen verzierte Veranda schaute auf das Wasser hinaus. Ging man von dort zurück ins Gebäude und durch die angrenzenden Räume, kam man in den mit Säulen umrundeten Innenhof, dessen Fläche zum größten Teil von einem Wasserbecken mit den Maßen 35 x 18 Metern gefüllt war. In der Mitte des Beckens gab es ein quadratisches Podest für Statuen. Mit einer nach oben führenden Treppe wurde der obere Palast von einem großen säulengeschmückten Hof mit den Maßen 64 x 42 Metern dominiert.
Die Bedeutung dieses Gebäudes als eine geräumige Residenz mit der Möglichkeit, viele Gäste gleichzeitig zu unterhalten, wird dadurch widergespiegelt, dass es zum Hauptquartier der kaiserlichen Aktivität Roms in der Gegend wurde. Die auf lange Zeit ausgelegte Präsenz Roms wird durch den jüngsten Fund von „zwei säulenförmigen Podesten mit Ehreninschriften für vier römische Prokuratoren, die vom zweiten bis ins frühe vierte Jahrhundert n. Chr. datiert werden“ (Burrel 57) belegt. Rom machte jedoch schon früh Anstalten, die Kontrolle zu übernehmen. Wie Barbara Burrel et al. feststellen, wurde der Palast des Herodes im Jahr 6 n. Chr. die „offizielle Residenz des römischen Gouverneurs und Herodes' Königreich wurde eine römische Provinz mit Caesarea als Haupthafen und administrativer Hauptstadt“ (56).
Wasserversorgungssystem
Da die Römer ein ausgedehntes Straßennetz benutzten, war die römische Kriegsführung auf überlegene, langfristige Strategien und Taktiken ausgelegt, die von einer professionellen Armee mit überlegenen Kriegsmaschinen und standartisierter Ausrüstung durchgeführt wurden. Ihr Erfolg lag jedoch auch darin, dass sie denjenigen, die sie als Verbündete gewinnen wollten, Ehren, Wohlstand und Stadtentwicklungen boten. Mary Beard beschreibt es wie folgt:
Die Gründung von Städten aus dem Nichts nach dem römischen Modell war der bedeutendste Einfluss, den die römische Eroberung auf die Provinzlandschaft ausübte. Die provinziellen Eliten, die in diesen Orten lebten, handelten als Mittelmänner zwischen dem römischen Statthalter und der Provinzbevölkerung. Mit anderen Worten: Bereits existierende Hierarchien wurden in solche verwandelt, die Rom dienten, indem die Macht der lokalen Anführer den Bedürfnissen der kaiserlichen Herrscher angepasst wurde. (492-93)
Im Fall von Herodes, einem Klientelkönig Roms, spielte die Stadtentwicklung eine wichtige Rolle beim Vorantreiben römischer Interessen im östlichen Mittelmeer. Ausschlaggebend für ihren Plan für Caesarea, wie es bei allen römischen Urbanisierungsmaßnahmen der Fall war, war die angemessene Versorgung mit Wasser. Wenn es eine Sache gibt, für die die römischen Ingenieure berühmt waren, dann ist es die umfangreiche Nutzung von Aquädukten, um ihr Ziel zu erreichen.
Der bekannte überirdische Aquädukt war eine Mauerwerkstruktur aus Bögen, die einen eingebauten Kanal mit Wasser auf der Spitze trug. Dank seiner Höhe und der stetig abfallenden Neigung konnte Wasser von weit entfernten Quellen herangetragen werden. Durch die reichliche Versorgung mit Wasser, zusätzlich zu lokalen Quellen, konnte urbane Zentren ein Wachstum erfahren und ehemalige Dörfer konnten zu Städten heranwachsen. Der Aquädukt half somit dem Imperium bei seiner Ausdehnung, genau wie es auch in Caesarea geschah. Eine der ersten Taten Herodes' und seiner Stadtplaner war die Suche nach Wasserquellen um die zukünftigen Bedürfnisse der Stadt zu stillen, die sie planten. Im Fall von Caesarea wurden mehrere Aquädukte konstruiert, was das Wachstum der Stadt widerspiegelt.
Der erste, so genannte Hohe Aquädukt mit einer Länge von 10 km, fand sein Wasser in den Shumi Quellen am Fuße des Karmelgebirges im Nordosten der Stadt. Wie Ausgräber jedoch feststellten, bestand dieser Aquädukt aus zwei miteinander verbundenen Strukturen, die zwei Kanäle mit Wasser trugen. Als eine lateinische Inschrift auf der westlichen, dem Meer zugewandten, Seite gefunden wurde, die den Bau Hadrian zuschrieb, nahm man zunächst an, dass der Doppelaquädukt unter der Herrschaft Hadrians zwischen 117 bis 138 n. Chr. erbaut wurde. Als jedoch ein italienisches Team im Jahr 1961 und Abraham Negev von der Israelischen Altertümerbehörde 1964 entdeckten, dass die Arbeiten an der westlichen Struktur nur auf der Westseite abgeschlossen waren, die östliche Struktur jedoch auf beiden Seiten fertig gebaut worden war, kamen sie zu dem Schluss, dass nur die westliche Struktur von Hadrian erbaut worden war. Diese wurde dann mit dem ursprünglichen Aquädukt, das von Herodes errichtet worden war, verbunden. Als die Stadt immer weiter wuchs und die Nachfrage nach Wasser anstieg, fand man eine weitere Quelle für die beiden Kanaäle ungefähr 16 km östlich von Caesarea. Um diese Quelle anzuzapfen, schlugen die Ingenieure, wahrscheinlich auf Befehl Hadrians, einen 9,6 km langen Tunnel in die Kalksteinberge, bis dieser den überirdischen Aquädukt erreichte, der beide Wasserquellen den restlichen Weg zur Stadt brachte.
Auf weiteres Wachstum der Stadt und die Nachfrage nach Wasser wird durch den Fund eines niedrigeren Aquädukts hingewiesen, dessen Quelle der Taninim Fluss 7 km nördlich der Stadt bildete. Robert Bull erklärt:
Dieser Aquädukt, der durch Keramik unterhalb seines Betonfundaments datiert werden kann, wurde im fünften Jahrhundert genutzt. Die Menge des transportierten Wassers in jedem der Aquädukte wurde berechnet und weist darauf hin, dass die benötigte Menge an Wasser im fünften Jahrhundert ungefähr fünf Mal größer war als im zweiten Jahrhundert. (30)
Eine weitere wichtige Funktion von geplanter Stadtentwcklung war die Beförderung von Abfällen. Bei Ausgrabungen in Caesarea wurden Wartungslöcher entdeckt, die drei Meter tief in ein Kanalsystem führen. Einer dieser Kanäle war drei Meter breit und drei Meter tief. Die römische Stadtplanung benötigte Abwasserkanäle unterhalb der Straßen, wodurch ein Abbild des Straßennetzes entstand. Josephus beschreibt „unterirdische Kammern, in gleichen Abständen“, die zum Meer führen. Er spricht auch von einem Abflussfeld aus seitlich verlaufenden Leitungen, die in eine Hauptleitung flossen, die „schräg“ oder diagonal verlief. Wahrscheinlich besaß diese Leitung einen größeren Durchmesser, um das angesammelte Abwasser zu transportieren und mithilfe der Schwerkraft wurde dieses „mit Leichtigkeit“ (Jüdische Altertümer, 15.9.6) weggetragen. Josephus berichtet auch davon, dass die Flut des Meeres auf irgendeine Art das Abwassersystem reinigte. Da dies jedoch nur im unteren Bereich geschehen sein kann, wurde wahrscheinlich zusätzlich Wasser von den Aquädukten zur Reinigung in das System eingespeist. Zu guter Letzt lag der Abfluss ins Meer nördlich des Hafens, da die starken Strömungen in diesem Teil des Mittelmeers alles nach Norden trugen.
Fazit
Die Zeit der Errichtung Caesareas repräsentiert den Zenith und das volle Ausmaß von Roms militärischer und kommerzieller Präsenz in diesem Bereich. Durch die Unterwerfung Europas, Anatoliens und Nordwestafrikas, der Eroberung Syriens, Phöniziens und schlussendlich auch Ägyptens wurde das Mittelmeer wirklich zum Mare Nostrum („unser Meer“) für die Römer. Roms militärische Ausbreitung und wirtschaftliche Unternehmungen endeten dort allerdings nicht. Die äußerst lukrative Seidenstraße von Osten nach Westen wurde von den Parthern kontrolliert, Roms fähigsten Widersachern. Nachdem sie in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhundert v. Chr. zwei Mal von ihnen besiegt worden waren, strebte Rom im Jahr 20 n. Chr. einen Frieden mit dem Partherreich an. In der Zwischenzeit, mit dem langfristigen Ziel der Kontrolle Mesopotamiens, konzentrierte Rom sich darauf, seine Kontrolle über die östliche Mittelmeerregion zu festigen und die Land- und Seehandelswege durch Arabien und das Rote Meer zu sichern, die das östliche Handelsnetzwerk des antiken Roms bildeten. Durch seine wichtige Rolle bei diesem Unternehmen des Erreichens der römischen militärischen und kommerziellen Interessen in der Region, wurde Caesarea und sein Hafen zur besten Darstellung der römischen Ingenieurskunst.
Obwohl es nur eines seiner vielen Bauprojekte war, errichtete Herodes Caesarea mit Roms Großzügigkeit in großem Stil mit Ingenieurskunst und Erfindungen, die bis ins Mittelalter konkurrenzlos blieben. Eine solche Ansammlung schwerer Steinmaterialien und deren Umarbeitung zu fein geschmückten Strukturen würde selbst heute zu Kosten führen, die die Durchführung des Unternehmens stark erschweren würden. Allein durch seine Infrastruktur und die Gebäude war die Erbauung Caesareas eine bemerkenswerte Meisterleistung der Ingenieurskunst.