Katzen und Menschen teilen seit Jahrtausenden ihr Leben und haben in vielen Kulturen eine wichtige Rolle gespielt, auch wenn sie nicht immer so hoch angesehen waren wie heute. Aufgrund ihres rätselhaften Wesens wurde der Katze zu Zeiten von verschiedenen Zivilisationen misstraut, aber sie hat es letztendlich immer geschafft, ihren Wert zu beweisen.
Obwohl allgemein angenommen wird, dass Katzen erstmals vor 4000 Jahren in Ägypten domestiziert wurden, reicht ihre Geschichte mit dem Menschen viel weiter zurück. Es ist heute bekannt, dass Wildkatzen vor über 100.000 Jahren in Mesopotamien unter Menschen lebten und dort ungefähr zur gleichen Zeit wie Hunde, Schafe und Ziegen domestiziert wurden. Archäologische Ausgrabungen in den letzten zehn Jahren haben gezeigt, dass die nahöstliche Wildkatze die nächste Verwandte der heutigen Hauskatze ist und von mesopotamischen Bauern gezüchtet wurde, höchstwahrscheinlich zur Bekämpfung von Schädlingen wie Mäusen, die von Getreidevorräten angelockt wurden.
Der Schriftsteller David Derbyshire zitiert ein Forschungsprojekt aus dem Jahr 2007, in dem „die Studie DNA-Proben von 979 Wild- und Hauskatzen verwendete, um den Stammbaum der Katze zusammenzusetzen. Sie suchten nach Markern in der mitochondrialen DNA – einer Art von genetischem Material, das von Müttern an Kätzchen weitergegeben wird und zeigen kann, wann die Linien der Wild- und Hauskatzen am engsten verwandt waren.“ Dieses Projekt wurde von Dr. Andrew Kitchener, einem Zoologen an den National Museums of Scotland, geleitet, und dieser schreibt: „Dies zeigt, dass der Ursprung der Hauskatzen nicht das alte Ägypten war – wie die vorherrschende Ansicht ist – sondern Mesopotamien, und dass er viel weiter zurückliegt als man dachte. Der letzte gemeinsame Vorfahr von Wildkatzen und Hauskatzen lebte vor mehr als 100.000 Jahren“ (Derbyshire).
Die Ergebnisse von Dr. Kitchener bauten auf den Beweisen für die Domestikation von Katzen auf, welche die Entdeckung eines Katzenskeletts in einem Grab aus dem Jahr 9500 v. Chr. bei einer Ausgrabung im Jahr 1983 auf der Insel Zypern lieferte. Dieser Fund des Archäologen Alain le Brun war bedeutsam, da Zypern keine einheimische Katzenpopulation hatte und es unwahrscheinlich ist, dass Siedler eine Wildkatze per Boot auf die Insel gebracht hatten.
Katzen im alten Ägypten
Die Assoziation der Katze mit dem alten Ägypten ist jedoch verständlich, da die ägyptische Kultur für ihre Hingabe an die Katze berühmt war. Der Export von Katzen aus Ägypten war so streng verboten, dass eine Regierungsabteilung ausschließlich für diese Angelegenheit gebildet wurde. Regierungsbeamte wurden in andere Länder entsandt, um herausgeschmuggelte Katzen zu finden und zurückzubringen. Es ist eindeutig erwiesen, dass um 450 v. Chr. in Ägypten das Töten einer Katze mit dem Tod bestraft wurde (obwohl dieses Gesetz vermutlich schon viel früher befolgt wurde). Die Göttin Bastet, die gemeinhin als Katze oder als Frau mit Katzenkopf dargestellt wurde, gehörte zu den beliebtesten Gottheiten des ägyptischen Pantheons. Sie war die Hüterin von Herd und Heim, Beschützerin der Geheimnisse der Frauen, Wächterin, die böse Geister und Krankheiten abhielt, und die Göttin der Katzen.
Ihr kultisches Zentrum war die Stadt Bubastis („Haus der Bastet“), in der laut Herodot (484-425 v. Chr.) ihr zu Ehren im Zentrum der Stadt eine riesige Tempelanlage errichtet wurde. Herodot erzählt auch, dass die Ägypter ihre Katzen so hoch schätzten, dass sie ihre Sicherheit über menschliches Leben und Eigentum stellten. Wenn ein Haus Feuer fing, kümmerten sich die Ägypter mehr um die Rettung der Katzen als um irgendetwas anderes, rannten oft zurück in das brennende Gebäude oder bildeten eine Absperrung um die Flammen, um Katzen in sicherer Entfernung zu halten.
Wenn eine Katze starb, geschah laut Herodot Folgendes: „Alle Bewohner eines Hauses rasieren ihre Augenbrauen [als Zeichen tiefer Trauer]. Verstorbene Katzen werden nach Bubastis gebracht, wo sie einbalsamiert und in geweihten Gefäßen begraben werden“ (Nardo 117). Die Trauerzeit galt als beendet, wenn die Augenbrauen der Menschen nachgewachsen waren. In Bubastis und auch an anderen Orten in ganz Ägypten wurden mumifizierte Katzen gefunden, die manchmal mit ihren Besitzern oder in der Nähe ihrer Besitzer begraben wurden, wie durch die Identifizierung von Siegeln auf den Mumien belegt wurde.
Das bedeutendste Beispiel ägyptischer Hingabe an die Katze stammt jedoch aus der Schlacht von Pelusium (525 v. Chr.), in der Kambyses II. von Persien die Streitkräfte des ägyptischen Pharaos Psammetich III. besiegte und Ägypten eroberte. Kambyses wusste um die Liebe der Ägypter zu Katzen und ließ seine Männer verschiedene Tiere zusammentreiben, darunter hauptsächlich Katzen, und die Tiere vor den Invasionstruppen in Richtung der befestigten Stadt Pelusium am Nil treiben.
Die persischen Soldaten malten Bilder von Katzen auf ihre Schilde und hielten möglicherweise Katzen in ihren Armen, als sie hinter der Herde von Tieren marschierten. Die Ägypter zögerten, sich zu verteidigen, aus Angst, den Katzen Schaden zuzufügen (und möglicherweise mit dem Tod bestraft zu werden, falls sie eine töten sollten), und gaben, demoralisiert durch das Bild von Bastet auf den Schilden des Feindes, die Stadt auf und ließen Ägypten an die Perser fallen. Der Historiker Polyainos (2. Jahrhundert n. Chr.) schreibt, dass Kambyses nach der Kapitulation triumphierend durch die Stadt ritt und den besiegten Ägyptern verächtlich Katzen ins Gesicht schleuderte.
Die Ägypter sind auch für den Namen „Katze“ selbst verantwortlich, da dieser vom nordafrikanischen Wort für das Tier „quattah“ abgeleitet ist, und da die Katze so eng mit Ägypten verbunden war, verwenden fast alle anderen europäischen Nationen Variationen des Wortes: Französisch, chat; Schwedisch, katt; Englisch, cat; Italienisch, gatto; Spanisch, gato und so weiter (Morris, 175). Das englische umgangssprachliche Wort für eine Katze – „puss“ oder „pussy“ – wird ebenfalls mit Ägypten in Verbindung gebracht, da es von dem Wort Pasht, einem anderen Namen für Bastet, abstammt.
Katzen in Indien
Katzen werden in den beiden großen literarischen Epen des alten Indiens erwähnt, dem Mahabharata und dem Ramayana (beide ca. 5./4. Jahrhundert v. Chr.). Im Mahabharata betrifft eine berühmte Passage die Katze Lomasa und die Maus Palita, die einander helfen, dem Tod zu entkommen, und ausführlich über die Natur von Beziehungen diskutieren, insbesondere über solche, in denen eine der Parteien stärker oder mächtiger ist als die andere. Im Ramayana verkleidet sich der Gott Indra, nachdem er die schöne Ahalya verführt hat, als Katze, um ihrem Ehemann zu entkommen. Wie überall sonst erwiesen sich Katzen auch in Indien als besonders nützlich bei der Eindämmung der Populationen weniger wünschenswerter Kreaturen wie Mäuse, Ratten und Schlangen und wurden daher in den Häusern, Farmen und Palästen im ganzen Land geehrt.
Dass die Katze als mehr als nur eine Methode zur Schädlingsbekämpfung angesehen wurde, wird durch die Verehrung belegt, die Katzen in der indischen Literatur entgegengebracht wird. Die berühmte Geschichte vom gestiefelten Kater (am besten bekannt durch die französische Version von Charles Perrault, 1628-1703) basiert auf einer viel älteren indischen Volkssage im Panchatantra aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. (wenn auch die Figur des Katzenmeisters in der älteren Geschichte eine ganz andere Persönlichkeit hat als in Perraults Erzählung). Die Wertschätzung, die Katzen entgegengebracht wurde, zeigt sich auch in der indischen Katzengöttin Shashthi, die in etwa die gleiche Rolle wie Bastet spielte und ebenso hoch verehrt wurde.
Die Perserkatze
Eine persische Sage behauptet, die Katze sei magisch erschaffen worden. Der große persische Held Rustum rettete eines Nachts im Feldzug einen Magier vor einer Diebesbande. Rustum bot dem älteren Mann an, in seinem Zelt zu schlafen, und als sie draußen unter den Sternen saßen und die Wärme eines Feuers genossen, fragte der Magier Rustum, was er sich als Gegenleistung für seine Rettung wünsche. Rustum antwortete ihm, dass er nichts begehrte, da er alles, was er sich wünschen konnte, bereits vor sich hatte, in der Wärme und Behaglichkeit des Feuers, dem Duft des Rauchs und der Schönheit der Sterne über ihm. Der Magier nahm daraufhin eine Handvoll Rauch, fügte eine Flamme hinzu und holte zwei der hellsten Sterne vom Himmel herunter, knetete sie in seinen Händen zusammen und blies sie an. Als er seine Hände zum Rustum hin öffnete, sah der Krieger ein kleines, rauchgraues Kätzchen mit Augen, die so hell wie die Sterne waren, und einer winzigen Zunge, die wie die Spitze einer Flamme zuckte. So entstand als Zeichen der Dankbarkeit für Rustum die erste Perserkatze.
Auch der Prophet Mohammed mochte Katzen sehr. Der Legende nach entstand das „M“-förmige Zeichen auf der Stirn von getigerten Katzen, als der Prophet seine Lieblingskatze segnete, indem er ihr die Hand auf den Kopf legte. Diese Katze, Muezza, kommt auch in einer anderen berühmten Geschichte vor, in der Mohammed zum Gebet gerufen wurde und die Katze schlafend auf seinem Arm fand. Anstatt die Katze zu stören, schnitt Mohammed den Ärmel von seinem Gewand und ließ Muezza schlafen. Der Status der Katze wurde daher durch ihre Verbindung mit einer heiligen Figur weiter erhöht.
Katzen in China und Japan
Dies galt auch für China, wo die Göttin Li Shou in Katzengestalt dargestellt wurde und ihr Gesuche und Opfer zur Schädlingsbekämpfung und Fruchtbarkeit dargebracht wurden. Auch sie war eine sehr beliebte Göttin, von der angenommen wurde, dass sie die Bedeutung von Katzen in den frühen Tagen der Schöpfung verkörperte. Ein alter chinesischer Mythos erzählt, dass die Götter am Anfang der Welt Katzen dazu ausersahen, den Lauf ihrer neuen Schöpfung zu überwachen, und um eine klare Kommunikation zu ermöglichen, Katzen die Macht der Sprache verliehen. Katzen waren jedoch mehr daran interessiert, unter den Kirschbäumen zu schlafen und mit den fallenden Blüten zu spielen, als an der alltäglichen Aufgabe, auf den Betrieb der Welt achten zu müssen.
Dreimal kamen die Götter, um zu sehen, wie gut die Katzen ihre Arbeit machten, und alle drei Male waren sie enttäuscht, da sie die Aufseher schlafend oder spielend vorfanden. Beim dritten Besuch der Götter erklärten die Katzen, sie hätten kein Interesse daran, die Welt zu regieren, und nominierten Menschen für die Position. Die Sprache wurde den Katzen daraufhin genommen und den Menschen gegeben, aber da die Menschen unfähig zu sein schienen, die Worte der Götter zu verstehen, blieb den Katzen die wichtige Aufgabe anvertraut, die Zeit zu messen und so die Ordnung aufrechtzuerhalten. Man glaubte, dass man die Tageszeit erkennen konnte, indem man in die Augen einer Katze sah, und dieser Glaube wird in China immer noch bewahrt.
In Japan repräsentiert das berühmte Bildnis der „Winkenden Katze“ (die Maneki-Neko-Figur der Katze mit einer erhobenen Pfote) die Göttin der Barmherzigkeit. Die Legende besagt, dass eine Katze, die vor dem Tempel von Gōtoku-ji saß, ihre Pfote zur Anerkennung des vorbeigehenden Kaisers hob. Von der Geste der Katze angezogen betrat der Kaiser den Tempel, und Augenblicke später schlug ein Blitz genau dort ein, wo er zuvor gestanden hatte. Die Katze rettete somit sein Leben und wurde mit großen Ehren bedacht.
Das Bild der winkenden Katze soll Glück bringen, wenn es verschenkt wird, und ist in Japan nach wie vor ein sehr beliebtes Geschenk. Die Katze wurde oft als Wächterin des Hauses angesehen und galt als besondere Beschützerin wertvoller Bücher. Katzen wurden in Japan oft in privaten Pagoden untergebracht und galten als so wertvoll, dass sich im 10. Jahrhundert nur der Adel eine eigene leisten konnte.
Katzen in Griechenland und Rom
Obwohl Katzen von Menschen in Griechenland und Rom gehalten wurden, war die Wertschätzung für das Tier als Jäger in diesen Kulturen weniger groß aufgrund des griechischen und römischen Brauches, domestizierte Wiesel zur Schädlingsbekämpfung zu halten. Die Römer betrachteten die Katze als Symbol der Unabhängigkeit und nicht als Nutztier. Katzen wurden sowohl von Griechen als auch von Römern als Heimtiere gehalten und waren hoch angesehen.
Ein Epitaph eines jungen Mädchens, das eine Katze hält, aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. gehört zu den frühesten Beweisen für Katzen in Rom, und in Griechenland ließ der Komödiendichter Aristophanes (ca. 446-386 v. Chr.) häufig für humorvollen Effekt Katzen in seinen Werken auftreten (und prägte den Ausdruck „Die Katze hat es getan“ bei der Schuldzuweisung). Unter den alten Zivilisationen war die Katze bei den Griechen jedoch wahrscheinlich am wenigsten beliebt, da sie in bestimmten Mythen mit der Göttin des Todes, der Dunkelheit und der Hexen, Hekate, in Verbindung gebracht wurde, wenn diese auch häufiger mit dem Hund assoziiert wurde (wie auch ihr römisches Gegenstück, Trivia). Eine viel spätere Entwicklung der griechischen Wertschätzung für die Katze zeigt sich in der Legende, dass die Katze das Jesuskind vor Nagetieren und Schlangen beschützte und daher den besten Platz in einem griechischen Haus erhielt, aber ursprünglich scheinen sie weniger hoch geschätzt gewesen zu sein.
Es wird angenommen, dass Katzen von phönizischen Händlern, die sie aus Ägypten schmuggelten, nach Europa gebracht wurden. Da die Phönizier mit jeder bekannten Zivilisation der damaligen Zeit ausgiebigen Handel getrieben haben, könnten Katzen auf diese Weise ziemlich regelmäßig in der Region verbreitet worden sein. Es ist gut dokumentiert, dass Katzen während des Entdeckungszeitalters des 15. Jahrhunderts auf Schiffen gehalten wurden, um Ungeziefer zu bekämpfen, und höchstwahrscheinlich dienten sie den Phöniziern demselben Zweck. Wenn die Phönizier die Katze nach Europa brachten, was sehr wahrscheinlich erscheint, führten sie möglicherweise auch die griechische Assoziation der Katze mit Hekate ein. Wie oben erwähnt, wurde Hekate regelmäßig mit Hunden in Verbindung gebracht, aber eine besonders bekannte Geschichte verbindet die dunkle Göttin mit der Katze.
Der griechische Mythos, der auf diese Verbindung hinweist, ist die bekannte Geschichte von Herakles (dem römischen Herkules) und betrifft Galinthias, eine Magd der Mutter von Herakles, der Prinzessin Alkmene. Der Gott Zeus verführte Alkmene, und sie wurde mit Herakles schwanger. Der Versuch von Zeus' Frau Hera, Alkmene und Herakles zu töten, wurde durch die Klugheit von Galinthias vereitelt. Wütend verwandelte Hera Galinthias in eine Katze und schickte sie in die Unterwelt, um Hekate für immer zu dienen. Diese Geschichte wurde vom lateinischen Schriftsteller Antoninus Liberalis (2. Jahrhundert n. Chr.) in seinen Metamorphosen populär gemacht, einer Nacherzählung älterer Geschichten, die beliebt genug war, um bis ins 9. Jahrhundert n. Chr. kopiert und verbreitet zu werden, und mindestens bis durch das 16. Jahrhundert hindurch eine breite Leserschaft genoss. Dieser Mythos verband Katzen also mit Dunkelheit, Verwandlung, der Unterwelt und Hexerei, und mit der Zeit würden sich diese Assoziationen als sehr unglücklich für die Katze erweisen.
Katzen als dämonische Figuren
Obwohl Katzen in europäischen Ländern zunächst ihren alten hohen Stellenwert genossen zu haben scheinen (in der nordischen Mythologie wird beispielsweise die bedeutende Göttin Freya in einem von Katzen gezogenen Streitwagen abgebildet, und sowohl in Irland als auch in Schottland werden Katzen als im positiven Sinne magisch dargestellt), griff die christliche Kirche ihrem üblichen Vorgehen der Dämonisierung wichtiger heidnischer Symbole folgend auf die bereits bestehende Verbindung zwischen Katze und Hexerei zurück, um Katzen mit dem im Teufel personifizierten Bösen in Verbindung zu bringen. Der mittelalterliche Schriftsteller Walter Map (ca. 1140-1210) assoziierte die Katze in seinem Werk mit dämonischen Kräften (obwohl es möglich ist, dass Map dies satirisch meinte), und es gibt Aufzeichnungen, die nachweisen, dass Katzen im frühen 13. Jahrhundert in Cambridge, England, rituell getötet wurden.
Der Ruf der Katze erfuhr jedoch einen ernsthafteren Abwärtstrend, nachdem Papst Gregor IX. (1227-1241) 1233 seine als Vox in Rama bekannte päpstliche Bulle herausgab, in der er Katzen als böse und im Bunde mit Satan anprangerte. Katzen – und besonders schwarze Katzen – wurden so weit dämonisiert, dass sie in ganz Europa regelmäßig getötet wurden. Es sollte nicht davon ausgegangen werden, dass das einfache Volk Vox in Rama gelesen und darauf reagiert hätte, und auch nicht, dass die Bulle weit verbreitet war (sie wurde nur an Heinrich III., Graf von Sayn, in Deutschland ausgegeben), aber die Meinung der Kirche zu Katzen wäre sicherlich von den höchsten Ebenen zu den Laien der Gemeinden durchgedrungen.
Es wird seit langem argumentiert, dass der Tod so vieler Katzen die Mäuse- und Rattenpopulation gedeihen ließ und dass die Flöhe, die diese Schädlinge trugen, die Beulenpest von 1348 auslösten. Obwohl diese Theorie umstritten ist, scheint es keinen Zweifel zu geben, dass eine Abnahme der Katzenpopulation zu einer Zunahme der Anzahl von Mäusen und Ratten führen würde, und es ist erwiesen, dass es vor 1348 eine solche Abnahme der Anzahl von Katzen gab. Obwohl neuere Studien zu dem Schluss kamen, dass die Pest durch menschliche Interaktion (nicht durch Interaktion mit Nagetieren) verbreitet wurde, waren es immer noch die Parasiten von Ratten und Mäusen, die die Pest übertrugen. Die Menschen der damaligen Zeit hatten jedoch keine Ahnung, woher die Pest kam (das Bakterium Yersinia pestis, das die Pest verursacht, wurde erst 1894 isoliert) und sahen keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl von Nagetieren, Katzen und der Krankheit. Daher wurden Katzen weiterhin aller Arten von Böswilligkeit und gefährlicher Eigenschaften verdächtigt.
Desmond Morris schreibt: „Weil die Katze als böse angesehen wurde, schrieben ihr die damaligen Schriftsteller alle möglichen erschreckenden Kräfte zu. Ihre Zähne sollten giftig sein, ihr Fleisch giftig, ihr Haar tödlich (da es angeblich zum Ersticken führte, wenn ein paar versehentlich verschluckt wurden) und ihr Atem infektiös und sollte die menschliche Lunge zerstören und Schwindsucht verursachen“ und weiter heißt es: „Noch 1658 [schrieb] Edward Topsel, in seinem seriösen Werk über Naturgeschichte: ‚Die Vertrauten der Hexen erscheinen meistens in der Form von Katzen, was ein Argument dafür ist, dass dieses Tier für Seele und Körper gefährlich ist‘“ (158). Die Bewohner der europäischen Nationen, die die Katze für böse hielten, mieden nicht nur das Tier, sondern auch alle, die Katzen übermäßig zu mögen schienen. Ältere Frauen, die sich um Katzen kümmerten, waren besonders anfällig dafür, für Hexerei bestraft zu werden, nur weil sie ihrer beschuldigt wurden.
Das viktorianische Zeitalter und die Rehabilitierung der Katze
Katzen überlebten diesen rasenden Aberglauben besser als viele ihrer menschlichen Gefährten und wurden während der Aufklärung im 18. Jahrhunderts in den Status von verwöhnten Haustieren erhoben. Das lag am Zeitgeist und dem neuen Paradigma der Vernunft, das über den Aberglauben siegte. Die Macht der Kirche, die öffentliche Meinung zu diktieren, war durch die protestantische Reformation (1517-1648) gebrochen worden, und im Zeitalter der Aufklärung konnten die Menschen wählen, was sie in Bezug auf Katzen oder andere Themen glauben wollten.
Während des viktorianischen Zeitalters (1837-1901) erlangten Katzen erneut den hohen Stellenwert, den sie im alten Ägypten genossen hatten. Königin Victoria von Großbritannien, die immer Hunde als Haustiere gehalten hatte, begann sich dank der vielen Geschichten über archäologische Funde aus Ägypten, die regelmäßig in England veröffentlicht wurden, für Katzen zu interessieren. Viele dieser Geschichten enthielten Beschreibungen der ägyptischen Ehrfurcht vor Katzen, Bilder von Statuen von Bastet und die Verbindung der Katze mit den Göttern und der Monarchie. Das Interesse der Königin an der Katze veranlasste sie, zwei blaue Perser zu adoptieren, die sie als Mitglieder ihres Hofes behandelte. Diese Geschichte wurde von den damaligen Zeitungen verbreitet, und da Königin Victoria eine sehr beliebte Monarchin war, interessierten sich immer mehr Menschen dafür, ebenfalls eigene Katzen zu haben.
Dieser Trend breitete sich in die Vereinigten Staaten aus und wurde durch die damals beliebteste Zeitschrift in Amerika, Godey's Lady's Book, gefördert. Diese monatliche Zeitschrift, die von Louis A. Godey aus Philadelphia von 1830 bis 1878 herausgegeben wurde, enthielt Geschichten, Artikel, Gedichte und Gravuren und ist vielleicht am besten dafür bekannt, dass sie dazu beitrug, den Brauch des Familienweihnachtsbaums in Amerika zu institutionalisieren (obwohl sie sich auch für Frauenrechte, Bildung und die Feier von Thanksgiving einsetzte und eine der ersten war, die Edgar Allen Poes Werke veröffentlichte).
1836 trat die brillante Redakteurin und Autorin Sarah Josepha Hale Godeys bei und steigerte Ruf und die Verbreitung der Zeitschrift erheblich. In einem Artikel aus dem Jahr 1860 schrieb Hale, dass Katzen nicht nur etwas für ältere Frauen oder Monarchen seien und dass sich jeder wohl dabei fühlen sollte, die „Liebe und Tugend“ der Katze anzunehmen. Die Beliebtheit von Katzen in den Vereinigten Staaten wuchs nach dem Godey-Artikel beträchtlich. Katzen wurden erstmals 1749 aus England nach Nordamerika gebracht, um bei der Eindämmung der Mäuse- und Rattenpopulation zu helfen, aber sie scheinen weitgehend nur als nützlich angesehen worden zu sein, bis sie im viktorianischen Zeitalter zu geschätzten Haustieren wurden, was in den Vereinigten Staaten größtenteils auf den Einfluss von Godey's Lady's Book und Sarah Hales Beiträgen dazu zurückzuführen war.
Beliebtheit von Katzen
Viele Schriftsteller der damaligen Zeit besaßen und bewunderten Katzen. Charles Dickens liebte seine Katzen so sehr, dass er sie in sein Arbeitszimmer ließ und regelmäßig seinem Liebling (bekannt als The Master's Cat - die Katze des Herrn) erlaubte, die Kerze auf seinem Schreibtisch auszulöschen, selbst wenn der Autor noch bei der Arbeit war. Offenbar hatte die Katze es satt, dass Dickens’ Aufmerksamkeit auf die Seite gerichtet war, anstatt auf Katzengesellschaft und Streicheleinheiten (Morris, 167). Mark Twain, William Wordsworth, John Keats und Thomas Hardy waren allesamt große Bewunderer der Katze, und Lewis Carroll schuf mit der Grinsekatze in Alice im Wunderland eines der nachhaltigsten Katzenbilder.
Die erste große Katzenausstellung fand 1871 im Crystal Palace in London statt, und die Wertschätzung der Katze wurde auf ein solches Niveau gehoben, dass Katzen zum ersten Mal „spezifische Standards und Klassen“ erhielten, die in der Gegenwart immer noch zur Kategorisierung von Katzen verwendet werden (Morris, 148). Katzenausstellungen wurden nach diesem Ereignis immer beliebter, und das Interesse an der Zucht und Ausstellung von Katzen breitete sich in ganz Europa und Nordamerika aus. Die erste Katzenausstellung in Amerika (1895) war so gut besucht, dass sie im großen Madison Square Garden in Manhattan stattfand. Durch ihre Verwandlung von mit Schädlingsbekämpfung Beauftragten über göttliche oder halbgöttliche Kreaturen bis hin zur Inkarnation des Bösen und schließlich zu Haustieren hinweg sind Katzen seit Jahrhunderten enge Verbündete der Menschen. Sie sind auch heute noch geschätzte Begleiter für Menschen auf der ganzen Welt, und in dieser Hinsicht führen diese Personen das Vermächtnis der Menschen des Altertums in ihrer Hingabe und Wertschätzung für die Katze weiter.