
Die Johanniter, auch Hospitaliter genannt, waren ein mittelalterlicher katholischer Ritterorden, der im Jahr 1113 n. Chr. unter dem vollständigen Namen „Ritter des Ordens des Hospitals des Heiligen Johannes zu Jerusalem“ gegründet wurde. Nachdem der Orden Anfang des 14. Jahrhunderts seinen Sitz nach Rhodos verlegt hatte, wurden seine Mitglieder häufig als „Ritter von Rhodos“ bezeichnet; nach einem erneuten Umzug im Jahr 1530 nach Malta waren sie dann als „Ritter von Malta“ bekannt. Der ursprüngliche Zweck des Ordens war es, christlichen Pilgern auf dem Weg ins Heilige Land und vor Ort Hilfe und medizinische Versorgung zu bieten, doch entwickelte er sich bald zu einem militärischen Orden, der weitreichende Ländereien in Europa erwarb und dessen Ritter einen bedeutenden Beitrag zu den Kreuzzügen auf der Iberischen Halbinsel und im Nahen Osten leisteten. Die Johanniter, erkennbar an ihrem charakteristischen weißen achtspitzigen Kreuz auf schwarzem Grund, waren zudem an zahlreichen weiteren Feldzügen beteiligt, insbesondere auch solchen unter byzantinischer Beteiligung. Der Orden existiert bis heute in mehreren weiterentwickelten Formen in vielen Ländern der Welt – vom römisch-katholischen Souveränen Militärischen Johanniterorden bis hin zur ehrenamtlichen Organisation St John Ambulance.
Gründung und Unabhängigkeit
Der Orden wurde um 1080 n. Chr. (oder sogar früher) am Hospital des Heiligen Johannes in Jerusalem von einer Gruppe von Kaufleuten aus Amalfi gegründet. Ursprünglich war der Orden Patriarch Johannes dem Almosengeber aus dem 7. Jahrhundert gewidmet. Er wurde später durch den weitaus bekannteren und populäreren Johannes den Täufer als Schutzpatron ersetzt. Im Hospital, das in zwei Abteilungen – eine für Männer und eine für Frauen – unterteilt war, erhielten Pilger im Heiligen Land karitative Hilfe, insbesondere die Kranken und Armen, wobei sich unter den Patienten auch einige Nichtchristen befanden. Das Hospital wurde unter der Schirmherrschaft der Benediktinermönche der lateinischen Kirche Santa Maria Latina in Jerusalem betrieben, bevor die Organisation im Jahr 1113 n. Chr. von Papst Paschalis II. (reg. 1099–1118) offiziell als religiöser Orden anerkannt wurde. Im selben Jahr wurde ihr erster Leiter, der selige Gerhard, offiziell ernannt und ihre Mitglieder als Mönche anerkannt. Nach der Eroberung Jerusalems durch westliche Heere im Ersten Kreuzzug (1095–1102) wurde der Orden ab 1120 unter dem damaligen Leiter Raimund du Puy neu organisiert und stärker militarisiert. Zwischen 1135 und 1154 gewährte die Kirche dem Orden Unabhängigkeit von jeder lokalen religiösen Autorität.
Die Hospitaliter, wie sie bald genannt wurden, betrieben die meisten Hospitäler im Heiligen Land und begannen sogar damit, in Europa weitere zu errichten – eines der frühesten entstand 1122 in Utrecht. Das Hospital in Jerusalem war natürlich das bekannteste, und sein 75 mal 40 Meter großes Gebäude konnte über 1.000 Patienten aufnehmen. So groß war der Respekt der Muslime vor dieser Einrichtung, dass der Johanniterorden selbst nach der Eroberung Jerusalems durch Saladin, den Sultan von Ägypten und Syrien (reg. 1174–1193), ein Jahr Zeit erhielten, um das Hospital zu schließen und die Patienten fortzubringen.
Die schrittweise Einrichtung von Kommenden in ganz Europa sicherte dem Orden eine stetige Versorgung mit Geldmitteln, Material und neuen Rekruten. In der Regel führten diese Außenstellen ein Drittel ihrer Einkünfte an das Hauptquartier des Ordens ab. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatte sich der Orden als verlässliche Quelle gut bewaffneter und hervorragend ausgebildeter Ritter etabliert – eine immense Hilfe für die Kreuzfahrerheere und neu gegründeten christlichen Staaten im lateinischen Osten.
Organisation und Rekrutierung
Der Anführer des Ordens war der Meister, der von einem Komitee aus Brüderrittern gewählt wurde und das Amt auf Lebenszeit innehatte. Die nächstwichtige Position war die des Großkommandeurs, der für Verwaltung, Nachschub und Waffen zuständig war. Der Marschall war für alle militärischen und disziplinarischen Angelegenheiten verantwortlich. Weitere ranghohe Offiziere waren der Konstabler, der das Kommando über die Ritter (von denen es zu jeder Zeit mehrere Hundert gab) sowie über die weitaus größere Zahl an regelmäßig beschäftigten Söldnern innehatte, der Admiral, der die Schiffe des Ordens befehligte (die hauptsächlich in Marseille und auf Zypern stationiert waren), der Obere Knappenmeister, der für die Pferde zuständig war, der Gonfalonier oder Bannerträger sowie die verschiedenen Kastellane, die einzelnen Kommandanten der größeren Burgen. Zu den hohen nichtmilitärischen Brüdern gehörten der Konventprior (die höchste geistliche Autorität), der Hospitalmeister (Leiter der Hospitäler) und der Schatzmeister. Unterhalb dieser Ränge stand ein Heer an Verwaltern, die sich um alles kümmerten, von der Kleidung bis zu den Beerdigungen der Ordensbrüder.
Im 12. Jahrhundert erwies sich Frankreich als besonders ergiebiges Rekrutierungsgebiet, und der Orden wurde zunehmend von Kriegern aus dieser Region dominiert. Auch in Böhmen und Ungarn war der Orden sehr beliebt, wo – wie andernorts – jeder junge Mann, der an einer Mischung aus klösterlichem Leben und militärischem Abenteuer interessiert war, beitreten konnte. Zwar war keine bestimmte soziale Herkunft erforderlich, doch Kriminelle, Schuldner oder ehemalige Mitglieder anderer Ritterorden waren von der Aufnahme ausgeschlossen. Die Rekruten hatten ein Leben in Frömmigkeit, Keuschheit, Gehorsam und relativer Armut zu führen sowie gemeinsam zu essen und zu schlafen.
Ab dem 13. Jahrhundert wurde die Rekrutierung selektiver, mit einer deutlichen Bevorzugung von Adligen, die dem Orden auch die notwendigen Mittel für kostspielige Waffen und Rüstungen zur Verfügung stellen konnten. Schließlich konnte nur noch der Nachkomme eines Ritters selbst Ritter des Ordens werden. Die Brüder trugen ein schwarzes Gewand oder einen Mantel mit einem weißen, achtzackigen Kreuz. Farbige Kleidung und Tierfelle waren verboten. Ab dem 13. Jahrhundert trugen Ritter und Sergeanten im Kampf einen scharlachroten Wappenrock oder eine Tunika.
Wie in anderen Ritterorden konnten auch Minderjährige als Novizen aufgenommen werden und über mehrere Jahre hinweg eine Ausbildung absolvieren, um vollwertige Ordensbrüder zu werden – wobei die Hospitaliter dafür bekannt waren, der allgemeinen Bildung weniger Aufmerksamkeit zu schenken, was dazu führte, dass viele Rekruten Analphabeten blieben. Neben Rittern gab es die niedrigere Rangstufe der Sergeanten, eine noch niedrigere der Dienenden sowie natürlich jene, die ausschließlich als Priester tätig waren und niemals ein Schwert gegen einen Feind erhoben. Wer einmal aufgenommen war und dem Ordensmeister die Treue geschworen hatte, kam nur schwer wieder heraus. Ein Freikauf war zwar möglich, galt jedoch als ehrlos und skandalös.
Neben Einnahmen durch neue Rekruten und Geldspenden erwirtschaftete der Orden auch Einkünfte aus seinem Landbesitz – insbesondere durch Handel mit Olivenöl und Zuckerrohr. Zusätzlich wurden Kaufleute verpflichtet, Abgaben zu entrichten, wenn sie Hospitaliter-Gebiet durchquerten. Auch Kriegsbeute und die Einnahme von Sklaven trugen nicht unerheblich zur Füllung der Kassen bei. Der Orden wurde zudem fortlaufend durch den Erwerb von Besitz und Gütern gestärkt – sei es durch Gewalt, Schenkung oder durch die Aufgabe solcher nach kriegerischen Auseinandersetzungen. So konnten die Hospitaliter, wenn sie auch nie ganz so wohlhabend waren, wie ihr Ruf es vermuten ließ, dennoch ertragreich Landwirtschaft, Klöster, Märkte, Bäckereien, Mühlen und Herbergen in ganz Europa und im Nahen Osten betreiben.
Die Kreuzzüge
Wie andere Orden auch, etwa die Tempelritter, stellten die Hospitaliter einige hundert Ritter, die für die westlichen Kreuzfahrerarmeen von entscheidender Bedeutung waren – besonders ab dem Dritten Kreuzzug (1187–1192), als sie häufig die Flanken der Armeen auf dem Schlachtfeld bildeten. Der große muslimische Führer Saladin setzte sogar ein Kopfgeld auf jeden Mann aus, der einen Johanniter lebend gefangen nahm. Dies gilt als Beweis für ihre zentrale Rolle in den Kreuzfahrerarmeen. Auch ihre wichtige Aufgabe, Bedürftigen medizinische Hilfe zu leisten, erfüllte der Orden weiterhin.
Eine der ersten Burgen, die dem Orden zur Erfüllung seiner Aufgabe – dem Schutz des von Kreuzfahrern gehaltenen Territoriums im Nahen Osten – überlassen wurde, war Beth Gibelin (auch Bayt Jibrin) nahe Jerusalem, die König Fulko von Jerusalem dem Orden im Jahr 1136 n. Chr. übergab. Berühmt war auch die Garnison des Ordens in der gewaltigen syrischen Festung Krak des Chevaliers, die dem Orden 1144 n. Chr. überlassen und von ihm umfassend umgebaut wurde (sie fiel 1271 n. Chr. an die Mamluken). Eine weitere bedeutende Hospitaliterburg in Syrien war Marqab (auch Margat), die sich ab 1186 n. Chr. im Besitz des Ordens befand und um einen gewaltigen Bergfried ergänzt wurde. Insgesamt kontrollierten der Ritterorden rund 25 Burgen im Nahen Osten, von denen viele strategisch wichtige Küstengebiete und Landrouten sicherten.
Die Hospitaliter waren eine entscheidende Kraft im Vierten Kreuzzug (1202–1204) und obwohl sie an der erfolglosen Verteidigung von Akkon im Jahr 1291 beteiligt waren, wurde dem Orden zugeschrieben, vielen Flüchtlingen zur sicheren Überfahrt nach Zypern verholfen zu haben. Ab dem 14. Jahrhundert führten sie regelmäßig Feldzüge gegen das Osmanische Reich. 1344 nahmen die Hospitaliter als Teil der päpstlichen Liga an der Eroberung von Izmir teil, 1365 griffen sie Alexandria an. Es gab jedoch auch zahlreiche Rückschläge – darunter die katastrophale Invasion des Despotats Epirus (1376–1381) und der gescheiterte Kreuzzug von 1396. Der Orden erwies sich jedoch als widerstandsfähig genug, um das Scheitern der späteren Kreuzzüge zu überstehen und behauptete sich weiterhin als mächtige internationale Organisation.
Verlegung nach Rhodos
Als Jerusalem 1187 n. Chr. erneut in muslimische Hände fiel und die Kreuzfahrer zum Rückzug gezwungen wurden, verlegte der Orden seinen Sitz 1191 zunächst nach Akkon und 1291, nachdem die Lateiner endgültig aus dem Heiligen Land vertrieben worden waren, schließlich auf die Insel Zypern. Diese erwies sich jedoch als ungeeignet, da ihr Hafen unzureichend und das Land weniger fruchtbar als erhofft war. Daher entschieden sich die Hospitaliter 1306 n. Chr. für Rhodos als neuen dauerhaften Standort – auch wenn sie die Insel zunächst von den Byzantinern erobern mussten.
Nach der Eroberung wurde Rhodos im Jahr 1309 n. Chr. mit den stärksten Verteidigungsanlagen des Mittelmeerraums befestigt. Die Insel blieb bis zur Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1522 n. Chr. das Hauptquartier der Hospitaliter und diente durch ihre strategisch günstige Lage als praktischer Stützpunkt für vorbeiziehende westliche Heere auf dem Weg in den Nahen Osten. Die griechisch-orthodoxe Bevölkerung, von den katholischen Rittern als Schismatiker angesehen, wurde gezwungen, die oberste Autorität des Papstes anzuerkennen, und in der Hauptstadt wurden Griechen in die Vororte umgesiedelt. Der alte Palast wurde erweitert, die Ritter lebten in komfortablen Quartieren, die nach der Muttersprache der Brüder organisiert waren, und – in Erinnerung an die Ursprünge des Ordens – entstand ein gut ausgestattetes, zweigeschossiges Hospital, das nach seiner Restaurierung noch heute steht und im Ersten Weltkrieg von den Italienern genutzt wurde.
Ein weiterer Effekt des Umzugs nach Rhodos war die stärkere Ausrichtung als militärischer Orden mit maritimer Schwerpunktsetzung. Viele Einheimische, die als Bürger zweiter Klasse behandelt wurden, landeten schließlich als Ruderer auf den Galeeren des Ordens. Seit der Verlegung des Hauptsitzes wurden die Mitglieder ab 1310 n. Chr. häufig einfach als „Ritter von Rhodos“ bezeichnet. Trotz aller Spannungen erlebte Rhodos unter der Herrschaft der Hospitaliter eine Blütezeit, und während sich das Osmanische Reich immer weiter ausdehnte, blieb die Insel eine der letzten christlichen Bastionen in der Ägäis. Mitte des 15. Jahrhunderts verfügten die Hospitaliter auf Rhodos über rund 450 Ritter und 2.000 Milizionäre. Darüber hinaus verwalteten sie weiterhin ein Netz von Prioraten in ganz Europa, und der Orden wurde zusätzlich gestärkt durch die Auflösung des Templerordens, dessen Besitz 1312 n. Chr. an den Johanniterorden überging.
Die Hospitaliter und das Byzantinische Reich
Die Hospitaliter pflegten enge Beziehungen zum Byzantinischen Reich. Mit einem Stützpunkt in der Hauptstadt Konstantinopel war beispielsweise der Prior des Ordens unter Kaiser Manuel I. Komnenos (reg. 1143–1180) als diplomatischer Gesandter tätig. Der Orden unterstützte die Wiedereinsetzung von Johannes V. Palaiologos (reg. 1341–1391) auf den Thron und erwarb sich dadurch den Dank seines Sohnes und Nachfolgers Kaiser Manuel II. (reg. 1391–1425). Als das Byzantinische Reich weiter um sein Überleben kämpfte, wurde 1397 Korinth auf der Peloponnes an die Hospitaliter verkauft – sie konnten die Stadt allerdings nur bis 1403 halten, bevor sie an die Osmanen fiel. Möglicherweise im Gegenzug für dieses Geschenk leisteten die Ritter auch militärische Hilfe, als sie sich 1399 an Manuels Feldzug gegen die Osmanen und deren Festung Riva am Schwarzen Meer beteiligten.
Die Unabhängigkeit der Hospitaliter und ihre engen Beziehungen zu den Byzantinern dürften einer der Gründe gewesen sein, weshalb sie häufig in die Kritik von Päpsten und anderen westlichen Herrschern gerieten. Ein weiterer Anlass für Neid war ihr vermeintlicher Reichtum. Zu den Vorwürfen gehörten ein übertriebener Lebensstil, zu prunkvolle Kleidung, ein zu rücksichtsloser Umgang mit muslimischen Gefangenen, eine zu großzügige Erhebung von Männern niederer Herkunft in den Ritterstand – und sogar der Schutz von Piraten. Letzterer Vorwurf war nicht ganz unbegründet, da die Johanniter darauf setzten, das Mittelmeer zur permanenten Kriegszone zu machen, indem sie nahezu jedes Schiff angriffen, das in ihre Reichweite kam. Auch andere Ritterorden, insbesondere die Templerritter und die Deutschritter, sahen sich ähnlicher Kritik ausgesetzt – ein Zeichen dafür, dass man den mächtigen, selbstständig agierenden Kriegern im Spätmittelalter zunehmend mit Misstrauen begegnete.
Umzug nach Malta
Die Osmanen, fest entschlossen, den christlichen Stachel an der Mittelmeerflanke ihres Reiches ein für alle Mal zu entfernen, griffen Rhodos 1455 n. Chr. und erneut 1480 an. Beim dritten Versuch 1522 n. Chr. hatten sie schließlich Erfolg – und die Hospitaliter waren erneut gezwungen, sich nach einem neuen Hauptsitz umzusehen. Nach kurzen Zwischenstationen auf Sizilien und dem italienischen Festland wählten sie im Jahr 1530 n. Chr. Malta als ihre neue Heimat, die ihnen von König Karl V. von Spanien (1516–1556 n. Chr.) überlassen wurde. Von da an wurden die Mitglieder des Ordens auch als Malteser bezeichnet. Auch dorthin folgten ihnen die Osmanen, doch diesmal konnte ihn Angriff 1565 n. Chr. abgewehrt werden. Für die Landwirtschaft war Malta wenig geeignet, nennenswerte Einnahmen brachten lediglich Baumwolle und Kreuzkümmel. Dafür verfügte die Insel über einen der besten Häfen des Mittelmeers. Was die rund 12.000 arabischsprachigen Bauern auf Malta (und die 5.000 auf der Nachbarinsel Gozo) von ihren neuen Herren hielten, lässt sich nur erahnen.
Im 16. Jahrhundert n. Chr. führten die Johanniter auch Feldzüge gegen die Mauren in Nordafrika, doch der allgemeine Zustand des Ordens befand sich im Niedergang. Die religiöse Begeisterung, die die Kreuzzüge einst entfacht hatten, war längst abgeflaut, und die Rekrutierung neuer Mitglieder gestaltete sich zunehmend schwierig. In Regionen wie der Iberischen Halbinsel verstrickte sich der Orden zudem in Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden christlichen Königreichen. Die Zeit des heiligen Kriegs gegen einen klar identifizierbaren Feind des Christentums und das Versprechen auf einen gesicherten Platz im Himmel für diejenigen, die gegen ihn kämpften, war vorbei. Auch die Verwaltung des weitverzweigten Besitznetzes in Europa war alles andere als effizient – mangelnde Kontrolle führte zu verbreiteter Korruption, Vetternwirtschaft und Verschwendung von Ressourcen. Mit dem Verschwinden der grundlegenden Aufgaben, aus denen der Orden einst gegründet worden war, war ein Wandel unvermeidlich.
Die Hospitaliter und ihre Inselstützpunkte auf Rhodos und später Malta hielten sich länger als alle anderen Bastionen mittelalterlicher Ritterlichkeit – doch schließlich holte auch sie die Moderne ein. Selbst die traditionelle Aufgabe des Ordens als Betreiber von Hospitälern wurde zunehmend von Einrichtungen übernommen, die unter der Verwaltung örtlicher Behörden standen, und auch die klassische Funktion als Beschützer von Pilgern verlor an Bedeutung, da immer weniger Menschen aus dem Westen die lange und beschwerliche Reise ins muslimisch kontrollierte Heilige Land antraten. Dennoch hielt der Orden durch, bis Malta 1798 n. Chr. von Napoleon erobert wurde – und existiert bis heute in verschiedenen Ausprägungen in vielen Ländern weiter: von ritterlichen Orden, die Ehrenzeichen verleihen, bis hin zu freiwilligen Sanitätsdiensten, die damit natürlich an die ursprüngliche Mission der Hospitaliter anknüpfen, kostenlose medizinische Hilfe für Bedürftige zu leisten.