Deutscher Bauernkrieg

Definition

Joshua J. Mark
von , übersetzt von Marina Wrackmeyer
Veröffentlicht am 07 Februar 2022
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In anderen Sprachen verfügbar: Englisch, Französisch
Episode from the German Peasants' War (by Belvedere, Wien, CC BY-SA)
Szene aus dem Deutschen Bauernkrieg
Belvedere, Wien (CC BY-SA)

Der Deutsche Bauernkrieg (1524–1525) war ein Konflikt zwischen der Unterschicht in den germanischen Gebieten des Heiligen Römischen Reiches und dem Adel über das feudale System der Leibeigenschaft, die Religionsfreiheit und die wirtschaftliche Ungleichheit. Später wurde er von Karl Marx und Friedrich Engels als Inbegriff des Kampfes zwischen der Arbeiterklasse und der herrschenden Klasse charakterisiert.

Die Ursachen für den Bauernaufstand werden immer noch diskutiert, aber im Wesentlichen stellten der Aufstieg der humanistischen Philosophie und die religiöse Reformbewegung Martin Luthers (1483–1546) den Status quo in Frage und ließen die Unterschicht auf eine radikale Veränderung der sozialen Hierarchie hoffen. Der Ritterkrieg (1522–1523) wird ebenfalls als ein Faktor genannt, da die Ritter unter der Führung von Franz von Sickingen (l. 1481–1523) und ermutigt durch den Ritterdichter Ulrich von Hutten (l. 1488–1523) sich weigerten, Steuern oder den Zehnten zu zahlen, und die Bauern aufforderten, dasselbe zu tun. Zu dieser Zeit zog die römisch-katholische Kirche 10 % des Lohns der Bauern als Zehnten ein, und der Adel beanspruchte weitere Prozentsätze auf der Grundlage der eigenen Steuersysteme, was die bäuerliche Bevölkerung zu einem Leben in Armut zwang.

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Nachdem Luther in den Jahren 1517–1521 die Autorität der Kirche in Frage gestellt und damit die Reformation ausgelöst hatte, folgten andere Mitglieder des Klerus seinem Beispiel, wie Thomas Müntzer (l. ca. 1489–1525), der zunächst hoffte, dass Luther sich für die Rechte der Bauern einsetzen würde, und ihn, als dies nicht der Fall war, des Verrats an der Sache bezichtigte. Der Adlige und Ritter Florian Geyer (ca. 1490–1525), ein weiterer Bewunderer Luthers, schloss sich Müntzer, dem Bauernführer Hans Müller (gest. 1525), dem Adligen Wendel Hipler (gest. 1526) und anderen bei der Organisation eines Aufstandes gegen die ihrer Meinung nach unchristliche und ungerechte Politik von Kirche und Adel an.

Die Bauern waren im Vergleich zu den Heeren des Adels schlecht bewaffnet, es fehlte ihnen an erfahrener Führung, und sie traten nicht geschlossen auf, was 1525 nach einer Reihe von Gefechten, die oft eher Massaker als Schlachten waren, zu ihrer Niederlage führte. Man schätzt, dass etwa 100.000 deutsche Bauern in diesem Konflikt getötet wurden, und noch mehr starben nach der Zerstörung von Ackerland an Hunger.

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In mancher Hinsicht erinnerte der Kampf an die früheren Hussitenkriege (1419 bis ca. 1434), in denen eine Bauernklasse gegen die Berufsarmeen des Adels antrat, aber es gab keinen starken Anführer wie Jan Žižka (l. ca. 1360–1424) für die germanischen Bauern, die der überlegenen Taktik und Waffentechnik des Adels nicht gewachsen waren. Marx und Engels, die deutschen Philosophen, die das System des Marxismus formulierten und 1848 gemeinsam Das Manifest der Kommunistischen Partei verfassten, charakterisierten den Konflikt als Inbegriff des Klassenkampfes und die Bauernführer als frühkommunistische Helden.

Sozialer und religiöser Hintergrund

Die europäische Gesellschaft funktionierte zu dieser Zeit noch nach der Struktur des Mittelalters, mit dem Adel an der Spitze der Hierarchie und dem Bauerntum ganz unten. Dazwischen gab es den niederen Adel, der über kleinere Lehen herrschte, den Klerus (von dem einige Mitglieder mächtiger waren als der niedere Adel) und die Kaufleute, von denen viele ebenso wie der Klerus Steuerfreiheit beanspruchten. Die Kirche, die als einzige geistliche Autorität anerkannt war, verlangte von ihren Anhängern einen Zehnten von 10 % neben anderen Gebühren für verschiedene Dienste. Diese vier Gruppen waren alle auf die Mittel der untersten Schicht angewiesen, die ständig durch Steuern in die Armut getrieben wurde.

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Die Bauern konnten mit den von der Oberschicht erhobenen Steuern und der Forderung nach mehr Arbeitskraft nicht mithalten.

Die Bauernschaft hatte im Mittelalter größere Autonomie und finanzielle Sicherheit erlangt, da die Kreuzzüge und der Schwarze Tod einen erheblichen Teil der Bevölkerung auslöschten und es den Bauern ermöglichten, sich durchzusetzen und mehr für ihre Arbeit zu verlangen. Was auch immer sie erwirtschafteten, konnte jedoch nicht mit den von der Oberschicht erhobenen Steuern und der Forderung nach mehr Arbeitskraft mithalten. Als Martin Luthers 95 Thesen zwischen 1517 und 1519 bekannt wurden, verstanden viele Bauern sie als Herausforderung des Status quo und unterstützten Luther als Verfechter des einfachen Volkes gegen den Adel und die Kirche, und eine Reihe von Geistlichen aus der Mittel- und Unterschicht unterstützte Luther in der Hoffnung auf eine umfassende religiöse Revolution, die der kirchlichen Korruption ein Ende setzen würde.

Einer dieser Geistlichen war Thomas Müntzer, der bereits 1514 begann, die Lehren und die Politik der Kirche in Frage zu stellen. Im Jahr 1517 war er in Wittenberg, als Luther seine 95 Thesen anschlug, reiste 1519 nach Leipzig, um Luther in seiner Disputation mit der Kirche zu unterstützen, und scheint sich 1521, als er nach Prag kam, um zu predigen, immer noch als Anhänger des Reformators gesehen zu haben. Zu diesem Zeitpunkt interessierte er sich jedoch bereits zunehmend für die Deutsche Mystik und die Gültigkeit von Träumen und Visionen als Botschaften Gottes.

Müntzer war auch davon überzeugt, in der Endzeit unmittelbar vor der Wiederkunft Jesu Christi zu leben. In Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift, die er mit Offenbarungen in Träumen und Zeichen gleichsetzte, meinte er, sich auf den Tag des Herrn vorbereiten zu müssen. An diesem Punkt brach er mit Luthers Lehren und begann, radikalere Reformen anzuregen. Er wurde von seiner Stelle in Prag entlassen und reiste nach Allstedt in Sachsen-Anhalt, wo er wie zuvor weiter predigte. Zu diesem Zeitpunkt war Luther auf Müntzers Radikalität aufmerksam geworden. Er befürchtete eine Gefährdung der Reformbewegung und bestellte ihn für eine Erklärung nach Wittenberg, doch Müntzer weigerte sich.

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Thomas Müntzer
Thomas Müntzer
Christoffel van Sichem (Public Domain)

So wie der Reformator Huldrych Zwingli (l. 1484–1531) in der Schweiz die radikalere Bewegung der Täufer inspiriert hatte, ermutigte Luthers Bewegung in Deutschland Müntzers Vision einer umfassenden sozialen und religiösen Reform. Luther hielt die Heilige Schrift für die höchste Autorität in religiösen Fragen, die dann die Gesellschaft informierte, und prangerte Müntzers Angriff auf die soziale Ordnung in Übereinstimmung mit Bibelstellen wie Epheser 6,5-9 an, die mit der Zeile beginnt: „Ihr Sklaven, gehorcht den irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus.“ Müntzer wies diese Kritik zurück, da er der Meinung war, die Bibel sei nur ein Mittel, mit dem Gott zu den Menschen sprach.

Aufstand und die Zwölf Artikel

Müntzers Vision sprach eine breite Schicht der bäuerlichen Bevölkerung an, die der hohen Besteuerung, der nahezu fehlenden Eigentumsrechte und der fehlenden Autonomie überdrüssig war.

Müntzers Vision sprach eine breite Schicht der bäuerlichen Bevölkerung an, die der hohen Besteuerung, der fast fehlenden Eigentumsrechte und der fehlenden Autonomie überdrüssig war. Den Bauern war es verboten, auf den von ihnen bewohnten Ländereien zu fischen und zu jagen, da diese Ländereien technisch gesehen ihren Grundherren gehörten, und diese Grundherren konnten auf ihren Feldern jagen gehen, wann immer sie wollten. Wenn ein bäuerlicher Haushaltsvorstand starb, konnten seine Werkzeuge und alles andere Wertvolle vom Grundherrn beschlagnahmt werden, anstatt es an die Söhne des Mannes weiterzugeben, und zu diesen Affronts kamen noch exorbitante Steuern, höhere Anforderungen an die Arbeitskraft und weitere Einschränkungen der persönlichen Freiheiten hinzu.

Obwohl Müntzer nicht als alleiniger Auslöser des deutschen Bauernkrieges angesehen werden kann, nährte seine apokalyptische Vision einer neuen Ordnung bei den Bauern die Hoffnung, dass es an der Zeit sei, den Adel zu stürzen und ihre Rechte als freie Menschen, die ihr Leben selbst bestimmen können, durchzusetzen. 1524 hatten sich die Bauern zu territorialen, demokratischen Gruppen (den sogenannten Haufen) zusammengeschlossen, die jeweils ein eigenes Führungsgremium (den Ring) besaßen, das sich auf Gesetze einigte, die Ordnung aufrechterhielt und die Handlungen der anderen leitete. Die Größe dieser Gruppen reichte von 2.000 bis 8.000 und mehr, je nach der Bevölkerungszahl eines bestimmten Gebietes. Im Spätsommer/Herbst 1524 rebellierte eine Gruppe von Bauern in den südlichen Gebieten, nachdem eine Gräfin von ihnen verlangt hatte, ihre Erntearbeit ruhen zu lassen, um Schneckenhäuser zu sammeln, die sie als Garnspulen verwenden wollte.

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Der Aufstand verbreitete sich schnell, da sich bereits Bauernbanden gebildet und organisiert hatten. Diese Gruppen waren in der Lage, ihre Beschwerden vor den örtlichen Magistraten schriftlich niederzulegen, und die wichtigsten Beschwerden wurden schließlich im März 1525 in den Zwölf Artikeln vollständig formuliert. Es handelte sich dabei um ein Dokument, in dem die Rechte der Bauern bekräftigt und die Wiedergutmachung von Unrecht gefordert wurden. Es wurde dem Schwäbischen Bund (1488–1534), einem Bündnis des Adels, der die soziale Struktur aufrechterhielt, vorgelegt.

The Twelve Articles
Die Zwölf Artikel
Unknown Author (Public Domain)

Sebastian Lotzer (l. ca. 1490 bis ca. 1525), ein Kürschner, der Sekretär eines Kontingents der Bauernarmee wurde, soll die Zwölf Artikel zusammen mit dem reformierten Theologen Christoph Schappeler (l. 1472–1551) verfasst haben, aber auch Wendel Hipler und Müntzer könnten daran beteiligt gewesen sein. Die Artikel behandelten eine Reihe von Punkten, darunter größere Autonomie, Steuererleichterungen, gerechtere Gesetze und die Abschaffung der Erbschaftssteuer. Die Zwölf Artikel gelten als das erste Dokument über die Menschenrechte in Europa in der Frühen Neuzeit, wurden aber vom Adel abgelehnt, und diese Entscheidung wurde von Martin Luther unterstützt.

Luther und Müntzer

Luther verdankte sein Leben dem Adel, insbesondere dem Kurfürsten Friedrich III. (dem Weisen, l. 1463–1525), der ihn in Schutzhaft genommen hatte, nachdem er nach seinem Auftritt auf dem Reichstag zu Worms als Ketzer und Geächteter verurteilt worden war. Luthers Rede auf dem Reichstag zu Worms hatte seine Bindungen zur Kirche gelöst und seine reformierte Sichtweise etabliert, was seine Popularität bei den Bauern steigerte, aber ohne den Schutz Friedrichs III. hätte er seine Bemühungen nicht fortsetzen können.

Als der Aufstand begann, trat Luther in die Öffentlichkeit, um dagegen zu predigen, wobei er sich auf Bibelstellen berief, die für die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung sprachen. Müntzer betrachtete dies als Verrat an seiner ursprünglichen Vision und dem Volk und begann eine Reihe von Briefen zu schreiben, in denen er Luther als „Doktor Lügner“ angriff und ihn als Handlanger des Adels verurteilte. Müntzer war der Ansicht, dass die lutherischen Adligen Luthers Bewegung nicht aus echter religiöser Überzeugung unterstützten, sondern nur daran interessiert waren, was sie finanziell gewinnen konnten, wenn sie mit der mächtigen Kirche brachen, die viele fruchtbare Ländereien besaß, keine Steuern zahlte und von ihnen wie von allen anderen Ständen den Zehnten verlangte, und damit hatte er Recht.

Martin Luther
Martin Luther
Sergio Andres Segovia (Public Domain)

Luther verurteilte Müntzer als gefährlichen Radikalen, der Unruhen schürte und die reformatorische Bewegung gefährdete, aber Müntzer wies diese Anschuldigungen zurück und wandte sich direkt an das Volk, indem er in seiner Schutzrede und Antwort von 1524 schrieb:

Sieh zu, die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und Räuberei sein unser Herrn und Fürsten, nehmen alle Kreaturen zum Eigentum: die Fisch im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden muß alles ihr sein... Da saget denn der Doktor Lügner: Amen. Die Herren machen das selber, daß ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun. Wie kann es die Länge gut werden? So ich das sage, muß ich aufrührisch sein! Wohlhin! (Janz, 165)

Müntzers Argumente fanden natürlich Anklang bei den Bauern, aber auch bei einigen Mitgliedern des niederen Adels, die Ländereien, Prestige und Einkünfte an die mächtigeren lutherischen Fürsten verloren hatten. Zu ihnen gehörte Florian Geyer, der wie Müntzer ein früher Anhänger Luthers gewesen war, sich aber 1524 auf die Seite der radikaleren reformierten Vision stellte, die Müntzer und seine Revolutionsfreunde vertraten.

Der Deutsche Bauernkrieg

Die Aufstände von 1524 breiteten sich immer weiter aus, bis sich die Bauern Anfang 1525 in einer vollständigen Revolte befanden und sich zu Armeen formierten, die von täuferischen Geistlichen unterstützt und ermutigt wurden, da sie, obwohl sie Pazifisten waren, die Sache der Bauern als gerecht ansahen. Zwischen Januar und April 1525 kam es zu einer Reihe kleinerer Auseinandersetzungen, bei denen die Bauern Taktiken anwandten, die sie aus den Hussitenkriegen kannten, insbesondere die Wagenburg – eine bewegliche Befestigung mit Bogenschützen und Pikenieren –, aber das erste große Gefecht war die Schlacht bei Leipheim am 4. April 1525, bei der etwa 5.000 Bauern gegen über 8.000 professionell ausgebildete Truppen des Schwäbischen Bundes antraten. Die Bauern wurden auf dem Rückzug niedergeschlagen, die Verluste werden auf über 3.000 Tote geschätzt.

Das Bauernheer unter Jakob (genannt „Jäcklein“) Rohrbach schlug zurück, indem es das Dorf Weinsberg einnahm, die Burg eroberte, die Soldaten niedermetzelte und die gefangenen Adligen durch einen Spießrutenlauf mit Spießen und Knüppeln zwang, wobei sie auf dem Weg zu Tode geschlagen wurden. Müntzer führte unterdessen seine eigenen Heere gegen die Truppen des Schwäbischen Bundes an, unterstützt von Geyer und seinem Schwarzen Haufen, einer Formation von Rittern, die sich auf die Zerstörung von Burgen und Klöstern konzentrierte, die dem Feind als Befestigungen dienen konnten.

Obwohl alle Bauernheere dasselbe Ziel verfolgten, arbeiteten nur wenige von ihnen zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Wie bereits erwähnt, trafen die Bauernführer ihre Entscheidungen in einer Versammlung von nicht mehr als zwölf Männern und setzten ihre Pläne dann in die Tat um, ohne sich mit anderen Gruppen zu beraten. Hans Müller scheint ohne Rücksprache mit Müntzer gehandelt zu haben, und Geyer soll zwar die Truppen unter Müntzer unterstützt haben, doch ist unklar, in welcher Form dies geschah und ob es sich dabei um eine konzertierte, organisierte Aktion handelte oder ob Geyer vielleicht nur Unterstützung leistete, wenn er sich zufällig zu einem bestimmten Zeitpunkt im selben Gebiet wie Müntzer aufhielt.

German Peasant's War
Deutscher Bauernkrieg
CrazyD (CC BY-SA)

Den Bauernheeren standen eine Reihe mächtiger Adliger gegenüber, vor allem aber Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil (l. 1488–1531), ein erfahrener Soldat und Feldherr, der nach seinem Sieg bei Leipheim konsequent jedes Gefecht gewann, Gefangene folterte, bevor er sie hinrichtete, und auf seinem Marsch Dörfer niederbrannte. Am 12. Mai 1525 traf Georg III. in der Schlacht bei Böblingen auf ein großes Bauernheer, durchbrach mit seiner Kavallerie mühelos dessen Linien und schlachtete es auf dem Rückzug ab. Die Bauern verloren mindestens 3.000 Soldaten, während die Verluste Georgs III. weniger als 40 betrugen.

Die entscheidende Schlacht des Krieges fand nur wenige Tage später, am 15. Mai 1525, statt, als die Truppen des Schwäbischen Bundes unter Philipp I. von Hessen (l. 1504–1567), einem weiteren Anhänger Luthers, und Georg, Herzog von Sachsen (l. 1471–1539), der Luthers Reformation ablehnte, nahe der Stadt Frankenhausen auf das Bauernheer unter Müntzer trafen. Müntzer hatte kurz zuvor drei Diener des adligen Grafen Ernst mit der Begründung hingerichtet, die „göttliche Gerechtigkeit“ habe ihren Tod gefordert, und nutzte nun dieselbe Rechtfertigung, um seine Truppen zur Verteidigung der Stadt zu mobilisieren. Die Gelehrte Lyndal Roper schreibt:

Laut dem Mansfelder Ratsherrn Johann Rühl, der Luther über die Geschehnisse schrieb, ritt Müntzer am Tag der Schlacht am 15. Mai 1525 durch das Lager und rief, dass die Bauern auf die Macht Gottes vertrauen sollten, dass die Steine selbst ihnen weichen würden und die Schüsse ihnen nichts anhaben könnten. Doch die Bauern waren eingekesselt, und da es sich zumeist um Fußsoldaten handelte, waren sie der Kavallerie von Hessen und Braunschweig sowie den Truppen des Herzogs Georg von Sachsen nicht gewachsen. Vielleicht wurden bis zu sechstausend Menschen getötet, sechshundert wurden gefangen genommen. Der größte Teil der Bevölkerung von Frankenhausen starb oder wurde gefangen genommen. (254)

Müntzer floh aus dem Feld und versteckte sich in einem Zimmer eines Hauses in der Stadt. Als er entdeckt wurde, behauptete er, ein armer Invalide zu sein, der nichts mit dem Krieg zu tun habe, aber eine Tasche, die er bei sich trug, enthielt eine Reihe von Briefen und Dokumenten, die ihn identifizierten. In den folgenden Tagen wurde er gefoltert und am 27. Mai 1525 hingerichtet. Dasselbe Schicksal ereilte Rohrbach, weil er das Heer in Weinsberg befehligte. Geyer, der gehört hatte, dass es in Frankenhausen einen Bauernsieg gegeben habe, ritt zu Müntzer, geriet aber in einen Hinterhalt, und der Schwarze Haufen wurde in der Schlacht bei Ingolstadt geschlagen.

Möglicherweise floh Geyer aus der Schlacht oder war gar nicht selbst anwesend. Er wurde später von zwei Dienern ermordet, die vorgaben, ihn in Sicherheit bringen zu wollen. Der Konflikt dauerte den ganzen Sommer 1525 an, und während dieser Zeit wurden die Truppen von Hans Müller besiegt und er nach Folter hingerichtet. Wendel Hipler überlebte den Krieg und starb im darauf folgenden Jahr. Die Feindseligkeiten endeten schließlich im September 1525 mit über 100.000 bäuerlichen Opfern und der Wiederherstellung des Status quo.

Schlussfolgerung

Luther veröffentlichte im Mai 1525 seine berühmte Verurteilung des Bauernaufstandes, Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren, in der er den Adel aufforderte, den Aufstand niederzuschlagen, und alle, die Frieden und Stabilität befürworteten, aufforderte, bei dieser Sache zu helfen:

Drumb sol hie zuschmeyssen, wurgen und stechen heymlich odder offentlich, wer da kan, und gedencken, das nicht gifftigers, schedlichers, teuffelischers seyn kan, denn eyn auffrurischer mensch, gleich als wenn man eynen tollen hund todschlahen mus, schlegstu nicht, so schlegt er dich und eyn gantz land mit dyr. (Janz, 177)

Interessanterweise ist dies dieselbe Haltung, die die Kirche gegen Luther selbst einnahm, der 1521 durch das Wormser Edikt als geächteter Rebellenpriester verurteilt worden war. Jeder, der es konnte, war dazu aufgefordert worden, ihn zu töten, aber nun wurde er von protestantischen Fürsten, wie Philipp I. von Hessen, als Verfechter der christlichen Wahrheit anerkannt. Viele der Bauern und, wie erwähnt, ihre Anführer, hatten erwartet, dass Luther ihre Sache unterstützen würde, und fühlten sich verraten, als er sich auf die Seite des Adels stellte. Nach dem Krieg verlor Luther die Unterstützung vieler Bauern, und einmal wurde er von einem Bauernmob gesteinigt.

Müntzer und Geyer und den anderen Anführern des Bauernkrieges wurde sowohl von katholischen als auch von protestantischen Autoren die Rolle der Schurken zugeschrieben, bis Marx und Engels sie im 19. Jahrhundert als frühkommunistische Revolutionäre darstellten, die den kapitalistischen Unterdrückern einen Schlag versetzten. Die Anführer des deutschen Bauernkrieges, insbesondere Müntzer, werden in der Geschichtsschreibung einiger Länder immer noch so verstanden (sicherlich von früheren und heutigen kommunistischen Regimen) und auch von einem Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft, die den Aufstand als eine angemessene Reaktion auf unangemessene Forderungen an diejenigen, die es sich am wenigsten leisten konnten, sie zu erfüllen, anerkennen.

Fragen und Antworten

Was war die Ursache für den Deutschen Bauernkrieg?

Der Deutsche Bauernkrieg wurde durch ungerechte Steuern für die unterste Schicht und die Infragestellung des Status quo durch die humanistische Philosophie, Martin Luthers Reformation und den Ritterkrieg ausgelöst.

Wer war Florian Geyer?

Florian Geyer war ein Adliger und Ritter, der die Vision des Reformators Thomas Müntzer unterstützte und im Deutschen Bauernkrieg bäuerliche Truppen gegen den Adel anführte.

Wer war Thomas Müntzer?

Thomas Müntzer war ein Reformator und Aktivist, der Truppen im Deutschen Bauernkrieg anführte. Er war ein früher Bewunderer Luthers, der zu der Überzeugung gelangte, dass Luther die Sache verraten hatte.

War der Deutsche Bauernkrieg ein Klassenkampf?

Der Deutsche Bauernkrieg wird seit dem späten 19. Jahrhundert, als Karl Marx und Friedrich Engels ihn als Klassenkampf definierten, als solcher bezeichnet. Vor Marx und Engels wurde eine solche Unterscheidung nicht getroffen.

Übersetzer

Marina Wrackmeyer
Marina arbeitet hauptberuflich im KEP-Innendienst und nebenbei an der Herausgabe der WHE auf Deutsch. Sie liest und lernt gerne und ist besonders an Sprachen und Geschichte interessiert.

Autor

Joshua J. Mark
Joshua J. Mark ist Mitbegründer der WHE und ehemaliger Professor am Marist College in New York, wo er Geschichte, Philosophie, Literatur und Schreiben unterrichtet hat. Er ist weitgereist und hat in Griechenland und Deutschland gelebt.

Dieses Werk Zitieren

APA Stil

Mark, J. J. (2022, Februar 07). Deutscher Bauernkrieg [German Peasants' War]. (M. Wrackmeyer, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-20518/deutscher-bauernkrieg/

Chicago Stil

Mark, Joshua J.. "Deutscher Bauernkrieg." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. Letzte Februar 07, 2022. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-20518/deutscher-bauernkrieg/.

MLA Stil

Mark, Joshua J.. "Deutscher Bauernkrieg." Übersetzt von Marina Wrackmeyer. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 07 Feb 2022. Internet. 27 Apr 2024.