
Die Münzen, die von den Kelten vom frühen 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. geprägt wurden, ahmten zunächst griechische und dann römische Münzen nach. Die keltischen Münzpräger entwickelten jedoch bald ihren eigenen Stil und schufen unverwechselbare Münzen mit Darstellungen von stilisierten Pferden, abstrakten Formen und den Porträts keltischer Häuptlinge. Da die keltischen Gold-, Silber- und Bronzemünzen nicht Teil eines größeren politischen und wirtschaftlichen Gebildes wie des Römischen Reiches waren, wurden sie nur selten für den überregionalen Handel verwendet, sondern dienten vielmehr dazu, Waren lokal zu kaufen und zu tauschen und Bilder von Herrschern, Stämmen und der alten keltischen Religion zu verbreiten. Auch wurden die Münzen häufig in großen Horten als Teil von Votivritualen vergraben.
Die Funktion der keltischen Münzprägung
In ganz Europa wurde eine enorme Anzahl keltischer Münzen in Gräbern und als Teil von rituellen Ansammlungen von Schätzen gefunden. Einige Hortfunde enthielten bis zu 10.000 Münzen. Keltische Münzen wurden aus einer Vielzahl von Gründen verwendet. Wie nicht anders zu erwarten, dienten sie als Zahlungsmittel für den Erwerb von Waren vor Ort, doch wurden Münzen in erster Linie als bequemerer Ersatz für andere hochwertige Waren verwendet, die zuvor in einem Tauschsystem genutzt worden waren. Münzen wurden auch als diplomatische Geschenke angeboten und vielleicht als Tribut an mächtigere benachbarte Herrscher abgegeben.
Münzen wurden auch aus Prestigegründen geprägt: um den Reichtum und die Kultiviertheit eines bestimmten Häuptlings zu demonstrieren und sein Ansehen unter den von ihm beherrschten Menschen zu verbreiten. Zu besonderen Anlässen verteilten Häuptlinge manchmal Münzen an ihr Volk, um ihren Erfolg und ihre Großzügigkeit zu demonstrieren. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass die keltischen Münzen nur sporadisch geprägt wurden: Nur wenn ein Herrscher zusätzliche Legitimation für seine Herrschaft benötigte, wurden neue Münzen geprägt.
Obwohl Münzen Künstlern ein neues Medium boten, mit dem sie ihr Können unter Beweis stellen konnten, haben die Historiker J. Farley und F. Hunter eine unerwartete Folge ihrer Einführung auf die gesamte antike keltische Kunst zusammengefasst:
Die Ausbreitung des Münzwesens fiel mit einem raschen Rückgang der Produktion einzigartiger und kunstvoll verzierter Gegenstände zusammen: Schilde, Waffen und Torques, die sowohl Symbole für Status und Macht waren als auch Leinwände für die frühere keltische Kunst. Als kleine, in Massenproduktion hergestellte Objekte sind Münzen zweifellos weniger beeindruckend als die imposanten Metallarbeiten, die es zuvor gegeben hatte, aber sie boten eine neue Art von Wirkung. Durch ihre schnelle Herstellung und Tragbarkeit konnten aussagekräftige Bilder, politische Botschaften und ein neu gestalteter Bestand an keltischer Kunst an ein größeres Publikum als je zuvor vermittelt werden. (110)
Keltische Münzen wurden nur selten im interregionalen Handel verwendet, da das keltische Europa, anders als etwa das Römische Reich, aus vielen verschiedenen Stammesgruppen bestand und die Münzen einer Gruppe in einer anderen außer dem Gewicht des Edelmetalls keinen Wert hatten. Aus diesem Grund sind überall in den archäologischen Aufzeichnungen kleine Waagen aufgetaucht, die benötigt wurden, um den tatsächlichen Wert der im Handel verwendeten Münzen zu ermitteln. Die Notwendigkeit, dass eine Münze einen realen Wert im Gegensatz zu ihrem Nennwert haben musste, hatte zur Folge, dass ein Häuptling, der in Versuchung geriet, das Metall seiner Münzen zu entwerten (was einige taten), außerhalb seines eigenen Territoriums nur wenig Nutzen daraus ziehen konnte.
Schließlich wurden die Münzen häufig in Horten vergraben. Dabei handelte es sich jedoch nicht immer um die bloße Strategie einer „Bank in der Erde“, sondern wahrscheinlich um eine Art spezifisches Ritual, das als Votivgabe an keltische Gottheiten durchgeführt wurde. Solche Depots wurden über einen Zeitraum von vielen Jahren, manchmal von mehreren Jahrzehnten, angelegt und oft in mehrere Horte in derselben Gegend aufgeteilt. Bei Ausgrabungen in Hallaton in England entdeckten Archäologen beispielsweise über 5.000 Münzen, die an 16 verschiedenen Stellen vergraben waren. In der Nähe befanden sich Überreste von rituellen Tieropfern, was auf eine religiöse Bedeutung der Vergrabung dieser Münzen hindeutet.
Materialien und Herstellung
Die keltischen Münzpräger ließen sich zunächst von den Gold- und Silbermünzen der griechischen Welt inspirieren, insbesondere von den Münzen, die während der Regierungszeit von Philipp II. von Makedonien (regierte 359–336 v. Chr.) und Alexander dem Großen (regierte 336–323 v. Chr.) geprägt wurden. Diese Münzen wurden von keltischen Kriegern, die als Söldner in hellenistischen Armeen gedient hatten, und von Kelten, die mit den griechischen Kolonien in Südfrankreich in Kontakt standen, nach Mittel- und Westeuropa gebracht. Die Idee setzte sich im frühen 3. Jahrhundert v. Chr. durch, und im 2. Jahrhundert v. Chr. gab es mehrere Regionen des keltischen Europas, die ihre eigenen Münzen prägten. Die keltischen Münzen waren anfangs schwer und bestanden aus Bronze, reinem Gold oder Silber, aber später wurden Legierungen aus Kupfer, Gold und Silber verwendet. Der gallische Stamm der Parisier, der entlang der Seine lebte, bildete eine interessante Ausnahme und verwendete für alle Münzen reines Gold. Die Cenomanen in Nordostitalien verwendeten dagegen billige, mit Gold überzogene Legierungen.
Je nach geografischer Lage gab es eine deutliche Präferenz für bestimmte Materialien, wie der Historiker B. Cunliffe hier zusammenfasst:
Silber war das bevorzugte Material an der mittleren und unteren Donau, auf dem Balkan, in Norditalien und Südfrankreich, während Gold im Norden in einer Zone bevorzugt wurde, die sich von Böhmen bis Südbritannien erstreckte. (269)
Keltische Münzen wurden selten in großem Umfang hergestellt, so dass es vielleicht zu hoch gegriffen ist, ihren Herstellungsort als Münzstätte zu bezeichnen. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die Orte, an denen Münzen hergestellt wurden, meist in den gut geschützten Hügelfestungen, den so genannten Oppida, lagen, die ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. im gesamten keltischen Europa entstanden. Bei Ausgrabungen in Hügelfestungen wurden nicht nur Werkstätten für Metallarbeiter und Kunsthandwerker gefunden, sondern auch mit der Münzherstellung verbundene Utensilien.
Das Metall für die Münzprägung wurde zunächst in vorbereiteten Formen aus gebranntem Ton zu Scheiben gegossen. In solchen Formen konnten 50 oder mehr Rohlinge (auch Schrötling oder Ronde genannt) in einem einzigen Arbeitsgang hergestellt werden. Dadurch wurde sichergestellt, dass jede Münze aus einem sehr ähnlichen Metallgewicht bestand. Jede Metallscheibe wurde dann mit Hilfe eines Prägestempels mit einem Motiv versehen, eines für jede Seite der Münze. Der Münzpräger legte den Rohling auf den unteren Stempel, der in einer Klemme befestigt war, und hielt dann den zweiten Stempel in der Hand und hämmerte ihn auf den Rohling, so dass das Motiv auf beiden Seiten der Münze gleichzeitig entstand.
Ein schönes Beispiel für einen zylindrischen Stempel aus einer Kupferlegierung ist aus Bredgar in Kent, England, erhalten. Er stammt aus der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. und wurde von einem Amateurforscher, der einen Metalldetektor benutzte, auf einem Feld entdeckt. Er wurde für die Prägung eines stilisierten Pferdes verwendet. Der Stempel befindet sich heute im Britischen Museum in London. Das Motiv des Stempels ähnelt keltischen Münzen, die im heutigen Belgien und Nordfrankreich geprägt wurden und von Numismatikern etwas unromantisch als „Gallo-Belgi A“-Münzen bezeichnet werden. Der Bredgar-Stempel veranschaulicht also die vernetzte Welt der Kelten.
Entwürfe
Griechische Münzen wurden zunächst kopiert, oft ohne die Bedeutung der nachgeahmten Motive zu verstehen, wie beispielsweise die Verwandlung von Pferden und einem Streitwagen in einen Kentauren. Sogar die Gesichter hellenistischer Herrscher oder Götter wie Apollon wurden kopiert und angepasst. Manchmal wurden kleine keltische Ergänzungen vorgenommen, wie zum Beispiel bei einer Münze aus Criciova (Rumänien), die den Kopf des Zeus zeigt, aber mit einer scheinbaren Tätowierung auf der Wange. Römische Münzen inspirierten dann die keltischen Münzpräger dazu, ihre Münzen ebenfalls mit Inschriften zu versehen. Meistens handelt es sich bei den Legenden um abgekürzte Namen von Häuptlingen. Einige Münzen in Britannien trugen die abgekürzten Namen regionaler Hauptstädte und, noch seltener, den Namen des Stammes, der sie benutzte. Ein Beispiel für die letztgenannte Art der Inschrift ist „ECEN“ auf den Münzen des Stammes der Icener.
Auf vielen keltischen Münzen sind, wie auch in anderen Formen keltischer Kunst, Tiere wie Wildschweine, Adler, Stiere, Wölfe, Raben, Schlangen und Fantasietiere dargestellt. Die Figuren zeigen auch bekannte keltische Gegenstände wie Torques, Kessel und Kriegshörner. Beliebte Motive waren Sonnensymbole, die wie Speichenräder aussehen, und Pferde, manchmal mit einer Reiterin. Beispiele dieser Typen in Silber und Gold sind in ganz Europa gefunden worden. Das Pferd ist in den verschiedenen Regionen bemerkenswert ähnlich: stark stilisiert und mit ausgeprägten abgerundeten Kniegelenken. Pferde haben manchmal einen dreifachen Schweif oder einen menschlichen Kopf, und manchmal fliegt ein Vogel über ihnen. Mit der Zeit, da sich die keltischen Künstler von ihren griechischen Vorbildern distanzierten, können sie zunehmend abstrakt dargestellt sein. Selbst wenn die Motive eindeutig griechisch inspiriert sind, wie etwa eine Figur des Herakles mit seiner bekannten Keule und einem Löwenfell, können die Entwürfe eindeutig keltisch sein. Ein schönes Beispiel aus dem Balkan, das sich heute im Britischen Museum befindet, zeigt einen solchen Herakles als Strichmännchen und seine Besitztümer nur als eine Reihe von Punkten. Im 1. Jahrhundert v. Chr. ist das Pferd nach wie vor beliebt, aber die Münzen zeigen auch immer mehr abstrakte Formen, deren genaue Bedeutung uns heute nicht mehr bekannt ist. Die Münzen der Taurisker in Slowenien aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. zeigen zum Beispiel Masken, Punkte und wirbelnde Formen, aber die Beziehung zwischen diesen Symbolen ist nicht bekannt.
Wie in vielen anderen Kulturen waren Münzen eine praktische Form der politischen Propaganda und trugen dazu bei, die Bilder, die Macht und das Prestige der keltischen Häuptlinge durch ihre Porträts zu verbreiten. In Frankreich wurden 27 Goldmünzen aus dem Jahr 52 v. Chr. gefunden, die einen jungen Vercingetorix (ca. 82–46 v. Chr.), den berühmten gallischen Anführer, zeigen. Silbermünzen des Haeduer-Häuptlings Dumnorix aus der Zeit um 50 v. Chr. zeigen auf der einen Seite das Profil des Häuptlings und auf der anderen einen keltischen Krieger, der einen enthaupteten Kopf und ein Kriegshorn (Carnyx) hält.
In einigen Regionen wurden völlig einzigartige Designs und Formen hergestellt, wie etwa die Regenbogenschüsselchen aus Gold, Silber oder Elektron in Süddeutschland und Böhmen. Diese Münzen haben die Form einer Miniaturschüssel und wurden durch den Glauben inspiriert, dass Regenbögen, wenn ihre Enden auf den Boden aufschlagen, einen Krater von Gold hinterlassen. Regenbogenschüsselchen wurden oft mit Abbildungen von Torques, Vogelköpfen, Kugeln oder abstrakten linearen Mustern und Formen versehen. Im Mittelalter glaubte man, dass das Auffinden dieser alten keltischen Münzen auf Feldern oder wo auch immer sie auftauchten, Glück und Gesundheit bringen würde.