Der Hosenbandorden

Definition

Mark Cartwright
von , übersetzt von Marie-Theres Carl
Veröffentlicht am 23 Mai 2018
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Henry, Duke of Lancaster (by Unknown Artist, Public Domain)
Heinrich, Herzog von Lancaster
Unknown Artist (Public Domain)

Der Hosenbandorden ist der höchste Ritterorden Großbritanniens und zugleich der exklusivste – traditionell gehören ihm nur 24 Ritter als Vollmitglieder an, dazu der regierende Monarch und der Prinz von Wales. Gegründet wurde der Orden von Eduard III. von England um 1348. Er war einer der ersten einer wachsenden Zahl von Ritterorden, mit denen sich Herrscher und Adelige von der zunehmenden Masse an Rittern im späten Mittelalter abheben wollten. Die jährliche Zusammenkunft des Ordens in der St. Georgs Kapelle auf Schloss Windsor mit ihrem prachtvollen Aufmarsch der Mitglieder und Gefolgsleute in voller Ordenskleidung bewahrt bis heute jene Traditionen von Prachtentfaltung und Zeremoniell, für die das Mittelalter zu Recht berühmt ist.

Ursprünge

Der Hosenbandorden wurde um 1348 vom englischen König Eduard III. (reg. 1327–1377) gegründet und der Jungfrau Maria sowie dem heiligen Georg geweiht. Der König befand sich noch in festlicher Stimmung nach Englands berühmtem Sieg über ein zahlenmäßig überlegenes französisches Heer in der Schlacht von Crécy im August 1346 und war bestrebt, die militärische Stärke des Landes durch die Schaffung eines elitären Ritterordens weiter zu unterstreichen. Zudem hatte sich die Zahl der Ritter bis ins 14. Jahrhundert erheblich vergrößert, sodass die obersten Ränge des Adels nach Möglichkeiten suchten, sich von der breiten Ritterschaft abzugrenzen und eine Art exklusiven Mitgliederzirkel zu schaffen. Diese elitären Bruderschaften sollten zudem die besten Kämpfer sowie das wertvollste militärische Wissen und die größte Kampferfahrung bündeln, um im Kriegsfall einen nützlichen Bestandteil der militärischen Führungsstruktur zu bilden. Schließlich boten solche weltlichen Ritterorden den Herrschern eine Möglichkeit, die Loyalität ihrer besten Ritter zu sichern – Ritter, die sich ansonsten einem Orden hätten anschließen können, dessen Mitglieder stattdessen der Kirche die Treue schworen (wie etwa dem mittlerweile aufgelösten Templerorden).

Jedes Mitglied erhielt das Recht, ein dunkelblaues Hosenband als Symbol seiner Mitgliedschaft und seines neuen Ranges zu tragen.

Der Hosenbandorden war der erste seiner Art in England, doch andernorts waren bereits ähnliche ritterliche Orden gegründet worden, insbesondere der Orden des Bandes von König Alfons XI. von Kastilien und León (reg. 1313–1350) sowie der Orden der heiligen Katharina in Frankreich – beide entstanden in den 1330er-Jahren. Die Pracht und das Zeremoniell des Hosenbandordens jedoch übertrafen diese Vorgänger und wurden zum Vorbild für viele weitere berühmte Orden im In- und Ausland, etwa für den Orden vom Goldenen Vlies, den Philipp der Gute, Herzog von Burgund (reg. 1419–1467), im Jahr 1430 ins Leben rief.

Ganz wie die legendäre Tafelrunde von König Artus war auch der Hosenbandorden von Anfang an als ein äußerst exklusiver Bund gedacht. Die ersten beiden Mitglieder waren Eduard III. selbst und sein Sohn, Eduard der Schwarze Prinz und Prinz von Wales. Neben diesem Duo standen 24 Ritter, die als Companions of the Order of the Garter bekannt wurden – allesamt Kämpfer, die an der Schlacht von Crécy teilgenommen hatten. Jedes Mitglied erhielt das Recht, ein dunkelblaues Hosenband als Symbol seiner Zugehörigkeit und seines neuen Ranges zu tragen. Ein eigenes Wappen wurde für den Orden geschaffen, das die Fahne des heiligen Georg zeigt, eingefasst von einem Ring, der aus einem Hosenband gebildet ist. Neben den Rittern gehörten dem Orden auch 26 Priester sowie 26 „arme Ritter“ an (auch Glaube und Wohltätigkeit waren wichtige ritterliche Ideale). Diese sollten für die Seelen der bedeutenderen Vollmitglieder beten und erhielten dafür Kleidung, Verpflegung und Unterkunft auf Schloss Windsor.

Order of the Garter Badge
Abzeichen des Hosenbandordens
Nicholas Jackson (CC BY-SA)

Symbole und Kleidung

Es hatte wenig Sinn, Mitglied eines exklusiven Ordens zu sein, wenn man dies nicht auch zeigen konnte – und so gibt es verschiedene Theorien darüber, warum ausgerechnet ein Hosenband als Emblem des Ordens gewählt wurde. Eine Möglichkeit ist, dass es sich in Wirklichkeit gar nicht um ein Hosenband, sondern um einen Schwertgurt handelt. Tatsächlich weist das Band in vielen Darstellungen der Ordensinsignien eine Schnalle auf. Die romantischere (und später entstandene) Erklärung führt den Ursprung auf einen Ball im französischen Calais zurück. Bei diesem Fest verlor eine Dame – möglicherweise Joan, Gräfin von Salisbury – ihr Hosenband auf der Tanzfläche. König Edward III., der diesem Ball beiwohnte, hob das Band galant auf und sprach:

Honi soit, qui mal y pense

oder

Unheil treffe den, der Böses dabei denkt.

Diese Worte erscheinen heute innerhalb des blauen Hosenbandes im Emblem des Ordens. Sie könnten sich entweder auf Edwards Ermahnung an jene beziehen, die dem Malheur auf dem Ball zu viel Aufmerksamkeit schenkten, oder – wahrscheinlicher – auf den Anspruch des Königs auf die französische Krone und richten sich gegen jeden, der diesen Anspruch in Zweifel zieht. Eine weitere Verbindung zu Frankreich besteht in den Farben des Hosenbandes, die ebenfalls die Farben der französischen Königsarmee sind – Blau und Gold. Allerdings zeigen die frühesten Darstellungen das Band tatsächlich in Maulbeerfarbe (murrey im heraldischen Sprachgebrauch). Das Hosenband war sicher eine praktische Wahl, da es von einem Ritter in Rüstung leicht am Oberarm getragen werden konnte. Das Ordensgewand oder Mantel, die bei Zeremonien getragen wurden, waren bis zum 15. Jahrhundert festgelegt als blau mit einem Hosenband auf der linken Schulter. Zudem waren (und sind) die Mitglieder verpflichtet, bei offiziellen Anlässen ein echtes Hosenband über dem linken Knie zu tragen.

Wie bei den meisten Insignien wurde auch das Ordensgewand im Laufe der Zeit immer prächtiger. Heinrich VII. (reg. 1485–1509) fügte einen Kragen hinzu, der aus goldenen Knoten und roten Rosen bestand, die jeweils von einem Hosenband umschlossen waren. An diesem Kragen (der tatsächlich eine goldene Halskette ist) befindet sich eine Darstellung des heiligen Georg, wie er zu Pferd einen feindlichen Drachen tötet. Heute tragen die Mitglieder zudem ein schwarzes Tudorbarett mit weißen Straußenfedern. Für Anlässe, bei denen die vollständige Robe nicht getragen wird – etwa bei Uniformen, wie bei Prinz William, dem Herzog von Cambridge, an seinem Hochzeitstag 2011 – gibt es den Stern des Ordens, der 1629 unter Karl I. (reg. 1625–1649) eingeführt wurde. Der Stern kann zusammen mit einer breiten blauen Schärpe (ribband) getragen werden, die über die linke Schulter gelegt wird.

Star of the Order of the Garter
Stern des Hosenbandordens
Borodun (CC BY-SA)

Mitgliedschaft

Der Garter King of Arms ist der oberste Herold Britanniens und verantwortlich für alle heraldischen Angelegenheiten des Hosenbandordens (sowie viele weitere Aufgaben). Erster Inhaber dieses Amtes war Sir William Bruges Mitte des 15. Jahrhunderts. Bei offiziellen Zeremonien, an denen auch andere Herolde teilnehmen, erkennt man ihn an seinem Abzeichen und einem goldenen Zepter, das die Fahne des heiligen Georg, die königlichen Wappen und eine Krone trägt. Dieses Amt ist für die Verwaltung des Ordens zuständig, während die Ernennung neuer Mitglieder weiterhin dem regierenden Monarchen vorbehalten bleibt. In den ersten beiden Jahrhunderten der Ordensgeschichte waren nur Personen mit kriegerischer Erfahrung zugelassen. Auch heute noch stammt ein bedeutender Teil der 24 Ritter aus ehemaligen hohen Positionen in den Streitkräften.

Neue Mitglieder werden im Thronsaal von Schloss Windsor in den Orden aufgenommen. Begleitet von zwei Rittern, die als ihre Bürgen fungieren, verleiht ihnen der Monarch die Ordensrobe und die Insignien der Mitgliedschaft. Ein Hosenband wird um das linke Bein des Aufgenommenen gebunden und vom Garter King of Arms gehalten, während folgende Mahnung verlesen wird:

Zu Ehren des allmächtigen Gottes und im Andenken an den heiligen Märtyrer Georg lege dir dieses edle Hosenband um das Bein, als Zeichen deines Ruhmes. Trage es als Symbol des ruhmreichsten Ordens, unverlierbar und unvergessen, auf dass es dich stets mahne, tapfer zu sein. In gerechtem Krieg sollst du unerschütterlich stehen, mutig kämpfen und siegreich triumphieren. (Slater, 158)

In der mittelalterlichen Zeremonie mussten die Ritter des Hosenbandordens auf bestimmte Verhaltensregeln schwören, etwa niemals auf gegnerischen Seiten zu kämpfen, England nicht ohne Erlaubnis des Königs zu verlassen und das Hosenband bei Turnieren und in der Schlacht stets zu tragen.

Saint George's Chapel, Windsor
St. Georgs Kapelle, Windsor
Josep Ranalias (CC BY-SA)

Obwohl die Mitgliedszahl auch heute noch auf 24 Ritter begrenzt ist, gibt es einige zusätzliche sogenannte überzählige Mitglieder, zu denen in der Regel weitere Mitglieder der königlichen Familie sowie ausgewählte ausländische Monarchen und ehemalige Politiker gehören. Frauen waren dem Orden im Mittelalter verbunden, auch wenn sie damals nicht als vollwertige Mitglieder galten. Sie durften jedoch das Hosenband am linken Arm tragen, wie mehrere Grabmäler zeigen. Die letzte Frau, der dieses Privileg gewährt wurde, war Margaret Beaufort (gest. 1509), die Mutter Heinrichs VII. Danach konnten nur noch Männer – mit Ausnahme von Königinnen – dem Orden angehören. Seit 1987 werden Frauen wieder als vollwertige Mitglieder aufgenommen, bekannt als Lady Companions. Ein Beispiel hierfür ist die ehemalige Premierministerin Margaret Thatcher, der dieser Mitgliedsstatus verliehen wurde.

Neben der prächtigen Ordenskleidung, die Mitglieder tragen dürfen, sind sie auch berechtigt, die Buchstaben KG hinter ihrem Namen zu führen und ihrem Vornamen „Sir“ oder „Lady“ voranzustellen. Weitere Privilegien umfassen automatische Einladungen zu bestimmten Staatsanlässen, etwa zu königlichen Hochzeiten. Ein heraldisches Vorrecht besteht darin, das Emblem des Hosenbandordens in das eigene Familienwappen (achievement) einzufügen und Wappenhalter hinzuzufügen (jene Figuren, die das Schild zu beiden Seiten flankieren). Das Wappen eines Mitglieds – falls noch keines existiert, wird es vom Royal College of Arms geschaffen – wird in der St. Georgs Kapelle auf Schloss Windsor aufgehängt, die gewissermaßen das religiöse Zentrum des Ordens bildet. Die persönliche Standarte des Mitglieds hängt über seinem Platz in der Kirche, der zudem durch eine Metallplakette mit dessen Namen gekennzeichnet ist. Nach dem Tod eines Ordensmitglieds wird die Standarte entfernt, die Plakette jedoch bleibt bestehen und bietet so ein interessantes Zeugnis vergangener Mitgliedschaften.

Die St. Georgs Kapelle ist der Ort der großen jährlichen Zusammenkunft des Ordens, die an einem Montag Mitte Juni stattfindet. Sollten neue Ritter in den Orden aufgenommen werden, erfolgt am Morgen ein Gottesdienst im Thronsaal von Schloss Windsor. Nach dem Mittagessen setzt sich eine prächtige Prozession in Bewegung, bei der alle Mitglieder in voller Ordenskleidung vom St. Georgs Saal durch Schloss Windsor zur Kapelle ziehen. Dieses Schauspiel mittelalterlicher Prachtentfaltung wird nur von wenigen königlichen Anlässen wie einer Krönung übertroffen und ist ein beeindruckendes Beispiel für die fortdauernde Pflege mittelalterlicher Traditionen in Großbritannien.

Übersetzer

Marie-Theres Carl
Marie ist angehende Journalistin mit einer Leidenschaft für Storytelling, die Germanistik und Politikwissenschaft studiert. Sie interessiert sich besonders für digitale Medien, Bildung sowie das Zusammenspiel von Sprache und Kommunikation.

Autor

Mark Cartwright
Mark ist hauptberuflich als Autor, Forscher, Historiker und Redakteur tätig. Zu seinen Spezialinteressen gehören Keramik, Architektur, Weltmythologie und die Entdeckung der Ideen, die alle Zivilisationen vereinen. Er hat einen MA in politischer Philosophie und ist Verlagsleiter bei WHE.

Dieses Werk Zitieren

APA Stil

Cartwright, M. (2018, Mai 23). Der Hosenbandorden [Order of the Garter]. (M. Carl, Übersetzer). World History Encyclopedia. Abgerufen auf https://www.worldhistory.org/trans/de/1-17040/der-hosenbandorden/

Chicago Stil

Cartwright, Mark. "Der Hosenbandorden." Übersetzt von Marie-Theres Carl. World History Encyclopedia. Letzte Mai 23, 2018. https://www.worldhistory.org/trans/de/1-17040/der-hosenbandorden/.

MLA Stil

Cartwright, Mark. "Der Hosenbandorden." Übersetzt von Marie-Theres Carl. World History Encyclopedia. World History Encyclopedia, 23 Mai 2018, https://www.worldhistory.org/Order_of_the_Garter/. Internet. 05 Mai 2025.